Hierzulande wähnt man sich ja noch immer auf einer seligen Wohlstandsinsel, deren hohe Sozialstandards aber nicht auf ewig garantiert sind. Während die Österreicher davon träumen, dass das Pensionsantrittsalter trotz stetig höherer Lebenserwartung nie steigen, die Wochenarbeitszeit ohne Einkommensverluste sinken wird und Wohnen billiger werden muss (obwohl mehr als 60 Prozent der Wiener im geförderten Wohnbau leben), braut sich in ganz Europa ein giftiger Problem-Cocktail zusammen: Teure europäische Öko-Auflagen treffen auf einen Krieg und verteuern die Energiekosten. Es herrschen eklatanter Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften, Technikskepsis und nicht mehr zu leugnende Probleme mit kaum integrierbaren Migrantengruppen.
Damit Unternehmen nicht ins boomende Asien oder in die optimistischen USA abwandern, sollte man jetzt lieber in die Hände spucken, statt die Gewerkschaftsmuskeln spielen zu lassen. Links und rechts wird Öl ins Feuer gegossen – wenn zum Beispiel die SPÖ theatralisch eine blau-schwarze „Schreckenskoalition“ an die Wand malt oder die FPÖ die Impfgegnerschaft immer wieder für ihre Zwecke anfacht.
Wem hilft dieses gegenseitige Runtermachen? Wie wär’s mit ernsthafter Politik? Zum Beispiel braucht das Land dringend eine Arbeitsmarktreform mit Leistungsanreizen (die von den Grünen leider verhindert wurde). Und statt junge Syrer, Afghanen und Tschetschenen in Parks herumlungern zu lassen, müsste man sie mit sinnvollen Aufgaben beschäftigen. Es gibt jede Menge zu tun. Kriminalität oder auch „nur“ Tendenzen, Werte wie Gleichberechtigung von Mann und Frau zu untergraben, darf man nicht mehr mit Laissez-faire begegnen. Unternehmer müssen gefördert, statt mit aberwitzigen Auflagen gequält und behindert werden. Die ganze aufgeblähte Bürokratie wirkt ja nicht einmal als Vorsorge gegen wirkliche Riesenpleiten, wie die geplatzte Signa-Blase anschaulich demonstriert.
Karsamstag ist ein guter Zeitpunkt, um sich zu besinnen, dass der Reichtum, den Österreich genießt, nicht selbstverständlich ist. Und dass konstruktives Miteinander jetzt ganz besonders wichtig wäre. Die auf uns in den nächsten Jahren einstürzenden echten Probleme werden es erzwingen.
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