Vielmehr ist das Land zu rund 20 Prozent ein exportorientierter Industriestandort und den gilt es mit allen Mitteln zu erhalten. Andernfalls sind Wohlstand, Jobs und Zuversicht dahin.
Bis es zum allgemeinen Aufatmen kommen kann, gilt es freilich noch Einiges an „bad news“ zu verdauen. Ganz aktuell: Die Arbeitslosigkeit steigt, die Inflation kommt zurück, ein Betrieb nach dem anderen muss schließen, verlagert Produktion ins günstigere Ausland oder baut im großen Stil Personal ab.
Die Fälle von KTM bis Schaeffler, die vielen Pleiten im Handel, letztlich auch die jüngsten Wahlergebnisse sind Beispiel und Ausdruck einer wirtschaftlichen Talfahrt und massiven allgemeinen Verunsicherung. Und gemeint ist nicht die beliebte steirische Pop-Band. Die EAV hat schon vor fünf Jahren ihr letztes Konzert gegeben.
Die Regierungsverhandler von ÖVP, SPÖ und Neos werden aus all den genannten Gründen mit Forderungen, Wünschen und „guten Ideen“ regelrecht bombardiert. Der Druck ist sicherlich enorm, aber sie müssen auch liefern, die Zeit drängt. Es wird nicht reichen, irgendwann im Frühjahr einen Gipfel nach dem anderen abzuhalten und hohle Phrasen in geduldige Fernsehkameras zu sprechen.
Was es braucht, ist vielmehr ein stimmungsaufhellendes Sofortpaket, um das zarte Hoffnungspflänzchen der Konjunkturerholung 2025 nicht zu gefährden. Und es braucht ein längerfristiges Reformpaket vom Budget bis zu den Pensionen, das signalisiert, dass den vielen salbungsvollen Worten tatsächlich einmal Taten folgen.
Glücklicherweise sollen die Zinsen weiter sinken, was Kredite verbilligt und der Bauwirtschaft zu Gute kommt. Die Lohnerhöhungen fallen jetzt nicht mehr so üppig aus, die Kaufkraft ist aber durchwegs gestiegen, der Konsum müsste also endlich anspringen. Erwartbar ist auch, dass Österreich wie immer seit den 1950er-Jahren zunächst von einer internationalen Erholung profitiert, bevor der Aufschwung im Inland an Kraft gewinnt. Gelingt der EU hierfür ein Deal mit Donald Trump, statt ins Messer eines Handelskriegs zu laufen, stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass die Optimisten wieder die Oberhand gewinnen.
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