Längere Öffnungszeiten verheißen nicht automatisch mehr Umsätze, sie verlagern sich nur. Laut Handelsforschern sinkt die Shoppinglaune nach 21 Uhr massiv. Kein Wunder, der Durchschnittsösterreicher geht nach 22 Uhr lieber ins Bett statt zum Billa. Kleinere Händler können die höheren Personalkosten durch die Ausweitung der Arbeitszeit kaum stemmen. Verkaufspersonal für 6 Uhr morgens und 23 Uhr am Abend zu finden, ist ohnehin schon schwierig genug.
Eine weitere Ausweitung von Teilzeit- und vor allem geringfügiger Beschäftigung die logische Konsequenz. Die Gewerkschaft beklagt noch mehr Stress und Arbeitsdruck. Weil die höheren Kosten auf die Preise aufgeschlagen werden müssten, warnt dm-Chef Harald Bauer gar vor einem weiteren Anheizen der Inflation.
Die Debatte über eine Ausweitung der Öffnungszeiten im Handel dürfte also schon wieder beendet sein, bevor sie richtig begonnen hat. Sehr schade, denn Rewe-Chef Haraszti hat durchaus recht, wenn er meint, dass das Ladenöffnungsgesetz in Österreich „sehr nostalgisch“ ist.
Es stammt aus einer Zeit, als Läden wirklich noch Läden waren und Onlineportale mit 24-Stunden-Öffnung höchstens Science-Fiction. Das Ladenöffnungsgesetz ist daher nicht nur „nostalgisch“, sondern wegen geänderten Kundenverhaltens nicht mehr zeitgemäß und noch dazu ein unüberschaubarer Fleckerlteppich.
Grundsätzlich dürfen die Geschäfte 72 Stunden in der Woche offenhalten. Der Sonntag ist nach wie vor heilig, da bleiben die Geschäfte zu. Nur nicht in den Tourismusregionen. Dort darf der Landeshauptmann eigene Sonderzonen definieren, in denen auch am Tag des Herrn die Supermärkte gestürmt werden dürfen. Eine typische österreichische Lösung. Das führt zum durchaus kuriosen Umstand, dass an den Kärntner Badeseen und in den Tiroler Skiorten die Sonntagsöffnung schon lange nicht mehr wegzudenken ist, während in der Metropole Wien der Städtetourist am Billa-Parkplatz sonntags nur gratis parken kann.
Statt über längeres Einkaufen in Randzeiten zu diskutieren, sollte lieber die Sonntagsöffnung wieder auf die politische Agenda. Eigene Tourismuszonen in Wien rund um die Sehenswürdigkeiten und ein paar einkaufsoffene „goldene Sonntage“ im Jahr müssten im Jahr 2024 verhandelbar sein. Der Handel braucht dringend Kaufanreize, warum den Konsumenten nicht mehr Gelegenheit dazu bieten?
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