Der 1. Mai ist der Tag, an dem auch heute noch traditionell das Hochamt der Arbeit gefeiert wird – einst von der Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des Acht-Stunden-Tags ins Leben gerufen, später von den Nationalsozialisten und den Kommunisten gekapert, heute von der Sozialdemokratie ohne historische Berührungsangst begangen.
Heuer ist der 1. Mai aber auch der 20. Jahrestag der historischen Osterweiterung der Europäischen Union. Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien kamen neben den drei baltischen Staaten in den Kreis Westeuropas dazu – was heute noch der Stachel im Fleisch Wladimir Putins ist. Nicht wegen des vorgeschobenen Arguments der militärischen Bedrohung Russlands, sondern weil es der Wirtschaft und den Menschen dieser Staaten in der Marktwirtschaft heute um ein Vielfaches besser geht als den Bürgern im Putin-missregierten Russland. Was die wahre Bedrohung seiner Herrschaft ist, wenn die Russen das einmal realisiert haben werden.
Aber neben den neuen EU-Staaten hat vor allem auch Österreich von der Osterweiterung profitiert, die anfangs mit großer Skepsis (bei der FPÖ mit großer Xenophobie) gesehen wurde. Nicht nur, weil sich die heimischen Banken sehr schnell in Richtung Osten orientierten und dort bald den Platzhirschenposten einnahmen. Sondern weil die Osteuropäer – nach Ablauf der bis zum Letzten ausgenutzten Übergangsfristen – auf den österreichischen Arbeitsmarkt stürmten und mitnichten die Arbeitslosigkeit hierzulande exorbitant in die Höhe schraubten, sondern auf mittlere Sicht einen Arbeitskräftebedarf deckten, den die Österreicher nicht decken konnten/wollten. Das gerne gemalte Bild der Verdrängung stimmt nicht.
Heute wären wir froh, hätten wir einen kontrollierten Zuzug auch von Asylwerbern zum Arbeitsmarkt statt eines Nachzugs kaum integrierbarer Angehöriger von Asylberechtigten aus Afghanistan und Syrien.
Und was tun wir in Österreich? Führen aufgeregte Diskussionen, ob 32 Stunden Arbeit (bei vollem Lohn, versteht sich) genug sind, oder ob es die 41-Stunden-Woche braucht. Jeder, der halbwegs bei ökonomischem Verstand ist, weiß, dass bei der 41er-Variante wieder nur die hackeln, die ohnehin schon Vollzeit arbeiten – aber nicht jene, für die Work und Life ein Gegensatz ist. Und dass sich die 32 Stunden nicht ausgehen, wenn die lieber Füße-hoch-Generation im Spital, beim Handwerker, im Gasthaus von Personal und dann zum Lebensabend von der Pflegekraft bedient werden will – aber keine Arbeitskräfte dafür da sind.
Aber was ist Verstand gegen Gefühl – und das Gefühl des Österreichers sagt laut jüngster Marktagent-Studie, dass 33 Stunden Wochenarbeitspensum ideal wären. Träumer vom Schlage eines Herrn Babler wird’s freuen, wenn er heute auf dem Rathausplatz ein Lied auf die Arbeit singt. Folklore halt.
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