Wo bei der ersten FPÖ-Regierungsbeteiligung noch lautstarke Empörung den öffentlichen Ton bestimmte, herrscht vorerst erschöpftes Grummeln. Die Szene vollführt die Choreografie, aber sucht noch die Emotion.
Dabei sind die Sorgen der Branche keineswegs gemildert, nein, sie haben sich verschärft: Ein Blick in jene Nachbarländer, in denen die Populisten an der Macht sind, zeigt, dass das zum Verwechseln ähnliche Abarbeiten der FPÖ-Schwesternparteien an der angeblich so „links-woken“ Kultur keineswegs nur folgenloses Aufplustern ist. Es wird munter umbesetzt und gekürzt und eingeschränkt.
Hier wird wahr gemacht, was lange angekündigt wurde. Schließlich ist Kulturkampf ein Erfolgskonzept der Populisten, insbesondere auch, weil Teile der Kulturwelt fatal übers Ziel hinausgeschossen sind.
Denn eine lautstarke Minderheit erklärte freudlose Sprachdebatten zur dringendsten Kulturfrage und zeigte einen unangenehmen Zwang, die Kulturhistorie in die Form des aktuellen Diskursstands hämmern zu wollen. Diese Minderheit spielte so nützlicher Idiot für jene, die mit dem Kulturkampfbad gleich das Kulturkind ausschütten wollen. Denn wer in der Politik immer wieder die Gelegenheit serviert bekommt, den heroischen Kampf „gegen das Genderdiktat“ und „für Winnetou“ zu führen, kann sich des Beifalls der transformationsgeplagten Bevölkerung sicher sein.
Als politischer Beifang wird der Blick auf Kunst und Kultur verengt – und der Weg für eine Gegen-Kulturpolitik geebnet. Übrigens auch durch die völlig unhaltbare Gegenüberstellung von Volks- und Hochkultur; denn beides ist ohne das andere nicht denkbar. Derzeit arbeitet sich die FPÖ, aus der zweiten Reihe mit inakzeptablen Sagern, an den Medien ab (und, Hoppala, an der ÖVP). Was kulturpolitisch auf die Kulturnation zukommt, darf angesichts dessen mit einiger Spannung erwartet werden. Immerhin ist das einer der wenigen Bereiche, in dem dieses Land Weltspitze ist.
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