Gegen Kunst zu agitieren, hat ja in der FPÖ Tradition. Die geneigten Leser werden sich vielleicht an die Plakate im Jahr 1995 erinnern, auf denen stand: „Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk ... oder Kunst und Kultur?“ Das war damals schon ein schwacher Aufguss der Debatte rund um die „Heldenplatz“-Premiere 1988. Heute wirkt es nicht nur peinlich, sondern fast lächerlich, einen solchen Kulturkampf zu beginnen. Aber leider steckt dahinter eine reale Bedrohung: Wer in den Redaktionsstuben aufräumen will, würde wohl auch mit dem Besen durch die Büros der Kulturmanager fegen und Ordnung schaffen – siehe Slowakei und Ungarn.
Die Salzburger Festspiele als Ort des Heuchlertums und als Inzuchtpartie darzustellen, ist natürlich allergrößter Unsinn. Salzburg ist jenes Kulturfestival, das weit über die Grenzen hinaus zum Image Österreichs als Kulturnation beiträgt. Und es bringt neben Qualität wesentlich mehr Geld, als es kostet. Aber um solche inhaltlichen Fragen geht es nicht bei Brandstiftungen. Vielmehr geht es gegen alles, was nach Establishment, nach Elite, nach teurer als das Bierzelt riecht. Die Systemparteien, die Systemmedien und auch die Systemfestspiele gehören abgeschafft, wenn sein Wille geschehe. Kultur als Schule des Selbstdenkens und der Nuancen – das wollen Populisten nicht.
Immerhin war der Aufschrei der politischen Gegner nach diesem Sager hörbar. Und Hoffnung macht, dass auch innerhalb der Blauen die Relativierer ausrückten und einerseits auf die große Tradition der Festspiele verwiesen (als ob es bei der Kunstproduktion nur darum ginge!), andererseits darauf, dass Kickl nicht die Festspielgäste meinte, sondern die politischen Festredner wie etwa den Bundespräsidenten.
Besonders tragisch ist auch, dass von den anderen Parteien davor zur Kultur gar nichts zu vernehmen war. Auch das zeigt, welche Rolle ihr von der Politik zugewiesen wird. Einst konnte nur Kanzler werden, wer unfallfrei die Staatsoper besuchte. Heute gilt: Nur nicht anstreifen bei der Elite. Kann Stimmen kosten. Wobei: Was ist schlecht an einer Elite? Sollte es nicht immer um das Bestmögliche gehen? In Anbetracht des bisherigen Wahlkampfes wünscht man sich dringend eine politische Elite.
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