Es wäre zynisch, wieder Frauen die Schuld für Schieflagen zuzuschieben, die die ganze Gesellschaft angehen. Dass Mütter von Termin zu Termin hetzen, vor dem Kindergarten noch die letzte eMail schreiben, hat natürlich damit zu tun, dass Frauen überall in männliche Strukturen vorstoßen. Männer hingegen haben tradierte Frauenbereiche weitgehend ignoriert: Die Rate jener, die länger als zwei Monate in Karenz gehen, ist in Österreich mit drei Prozent beschämend gering. In vielen Firmen wird man als Mann noch immer schief angesehen, wenn man wegen der Kinder früher geht, Teilzeit-Führungsjobs sind ohnehin Ausweis minderer Leistungsbereitschaft.
Funktioniert die Gleichstellung im Alltag nicht, wird die Gleichstellung im Job zum Bumerang. Dabei gäbe es genug Beispiele, wie es funktionieren könnte. In Dänemark würden (weibliche wie männliche) Chefs nie auf die Idee kommen, Sitzungen nach 16 Uhr anzusetzen. Das wäre unsozial – der ganzen Familie gegenüber. In Finnland hat man schon nach 1945 verstanden, auf welches Arbeitskräftepotenzial man verzichtet, wenn man Frauen hinter den Herd steckt. Günstige und vor allem pädagogisch exzellente Kindergärten in den entlegensten Gebieten sind bis heute die Folge.
In Österreich hört man das nicht gern. Hier hat man es sich im „Patriarchat light“ gemütlich gemacht: Laut einer Ipsos-Studie fühlt sich knapp die Hälfte der Männer ob der Gleichstellungspolitik bereits diskriminiert. Fast ebensoviele denken, sie könnten an Ungleichheiten ohnehin nichts ändern.
Die Rechnung dafür zahlen Frauen. Sind sie im Job erfolgreich, knickt die Karriere nach dem ersten Kind ein. Hapert es beim 50:50 zu Hause, resultiert das im neuen Rollenbild „toxische Allesschupferin“. Der Schlüssel zur Gleichstellung liegt nicht nur in Manageretagen, sondern vor allem zu Hause: Männer müssen realisieren, dass Gleichstellung auch ihnen nützt – durch weniger Zwänge im Job und mehr Freiheit in der Familie. Die überforderten Mütter und die mutlosen Mädchen würden es ihnen danken.
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