Das islamistische Gift

Zuletzt der vereitelte Anschlag auf das Taylor-Swift-Konzert in Wien, jetzt das Messerattentat mit drei Todesopfern beim Festival der Vielfalt im deutschen Solingen. Es vergeht kaum eine Woche, in der wir nicht mit islamistischem Terror – meist im Namen des Islamischen Staates (IS) – konfrontiert werden. Und jedes Mal ist die öffentliche Betroffenheit danach groß, vor allem bei den politisch Verantwortlichen. Das muss sie auch sein, das wird so erwartet. Wenn es um die Maßnahmen nach solchen Attentaten geht, dann wir das Bild schon diffuser. Da wird rasch einmal ein Messerverbot in die Diskussion geworfen. Als eine Art Pflaster, damit man sich die Wunde nicht genauer anschauen muss.
Für eine Lösung des seit Jahren schwelenden Problems reicht das aber nicht. Genauso wenig der Hinweis, hier hätten die Behörden versagt, weil etwa die Abschiebung des Attentäters von Solingen letztlich nicht vollzogen worden ist. Behörden sind meist nur der verlängerte Arm der Politik. Und wenn diese bei brennenden Themen Konsequenz vermissen lässt, dann darf man sich nicht wundern, wenn diese Einstellung auch auf anderen Ebenen Einzug hält. Die Bevölkerung bekommt das natürlich mit und verfolgt diese Entwicklungen mittlerweile mit sehr großer Sorge. Meist ist es zwar nur ein verschwommenes Gefühl ohne konkrete Erlebnisse oder gar Belege. Insgesamt ist es aber Gift für eine freie Gesellschaft.
Das Grundproblem dabei ist, dass wir noch immer nicht wissen, wie wir mit dieser Bedrohung für unser Zusammenleben umgehen. Wenn es um härtere Gesetze und schärfere Polizeimaßnahmen geht, dann sind die Antworten rasch da. Wenn es um den Zustand der Gesellschaft geht, dann herrscht seit der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 eine Art Sprachverwirrung. Der damalige Konflikt zwischen einer Willkommenskultur auf der einen und den Ausländer-raus-Protesten auf der anderen Seite hat dazu geführt, dass eine sachliche Diskussion über Asyl und Migration fast nicht mehr möglich ist. Viele schweigen, weil sie nicht sofort wegen einer Wortmeldung in ein rechtes, ein linkes, ein Gutmensch- oder ein Ausländerfeind-Kasterl gesteckt werden wollen. Das verhindert einen realistischen Blick auf das Problem. Das verhindert auch jene Geschlossenheit und Wehrhaftigkeit, die die entscheidende Antwort auf solche Attentate wären.
Wichtig wäre auch, dass sich die Islamische Glaubensgemeinschaft viel lauter und entschlossener gegen diese unheilvollen Entwicklungen stellt. Der islamistische Terror trifft ja nicht nur die westliche Gesellschaft. Er trifft vor allem auch jene Muslime, die friedlich in diesem Europa, in diesem Österreich leben wollen. Und die plötzlich ungerechtfertigt unter Generalverdacht gestellt werden.
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