Nachgeborene der Vernichtungsmaschinisten: Warum wir uns erinnern müssen

Schriftzug am Eingang des Vernichtungslagers Auschwitz
Lastet auch auf uns, den Kindern und Enkeln, noch Schuld für die Verbrechen in Auschwitz? Ja – wenn wir beginnen zu vergessen.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Meine Mutter war 17 Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg endete. Noch lange danach hat sie sich gegen den Gedanken gewehrt, dass es tatsächlich geschehen ist – dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden vergast, verbrannt, erschossen, vernichtet wurden. Sie habe die monströsen Nachrichten darüber, die Schreckensbilder aus Auschwitz, die Leichenberge, die Knochenreste in geöffneten Verbrennungsöfen für „Propaganda der Amerikaner“ gehalten.

Erst viel später setzte das Entsetzen ein, die Scham – und auch das Bewusstsein, irgendwie auch Teil des größten Verbrechens der Menschheit gewesen zu sein – auch wenn dieses junge Mädchen von damals in Tirol abseits von Vernichtungslagern und Massenexekutionen lebte.