Krisensichere Gesellschaft: Das CL-Finale als Vorbild?

Mit der Demonstration der krisensicheren Funktionstüchtigkeit wurde auch ein Trugbild der Normalität zurechtgezimmert.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Schön war es mitanzuschauen, wie sich Bayern-Spieler im leeren Stadion darum bemühten, TV-Kameras mit den eindrücklichsten Momenten des Glücks zu beliefern, wie soziale Medien im Wettrennen der kreativsten Jubelposen zum überschäumenden Quell der Begeisterung wurden.

Die Champions League hat, wie andere sportlich hochprofessionell, nach größtmöglichem Gewinn ausgerichtete Verbände, in diesen wackeligen Zeiten das Optimum herausgeholt. Eine klinisch reine Blase als Vorbild. Für Sport, auch für die Kultur. Mit der Demonstration der krisensicheren Funktionstüchtigkeit wurde allerdings auch ein Trugbild der Normalität zurechtgezimmert, eine Bühne vor allem für jene Hauptdarsteller, die sich ohnehin keine großen Sorgen um ihr Dasein zu machen brauchen, die nebenbei ihre Übermacht in der hauseigenen Liga weiter untermauern.

Mehr als 120 Millionen haben allein die Sieger aus München eingenommen in einem immerhin gestrafften, spannungsgeladenen Turniermodus. Momente haben sich sogar ins Bewusstsein geschlichen, in denen das Fehlen der menschlichen Kulisse nicht mehr aufgefallen ist.

Eine Gefahr? Nein, Menschen werden willkommen sein. Spätestens dann, wenn sie wieder ins Stadion dürfen, um im gewohnten Spielrhythmus für die Gewinnmaximierung zu sorgen.

Kommentare