Überstunden für Kroatiens Statistiker

Das Land ist in der EU angekommen – seine Finanzdaten sind es noch nicht.
Hermann Sileitsch-Parzer

Hermann Sileitsch-Parzer

Kroatien hat sich erstaunlich entwickelt.

von Hermann Sileitsch-Parzer

über den EU-Beitritt

Lückenhafte Budgetdaten: Wer denkt da nicht sofort an Griechenland? Der Vergleich wäre für Kroatien aber ungerecht, falsch und gefährlich: Zagreb hat nichts manipuliert. Es gibt schlicht noch keine EU-geprüften Angaben zu Defizit und Schuldenstand. Klingt erstaunlich, ist aber gesetzeskonform: Erst seit dem Beitritt sind die Kroaten verpflichtet, EU-Regeln einzuhalten.

War das Land denn überhaupt fit für die EU? Die Frage verkennt die Realität: Der Beitritt ist nicht die Endstation, sondern eine Art Zwischenetappe auf dem Weg zur EU-Reife. Wäre das anders, wäre die Union sehr viel kleiner – und die Osterweiterung hätte nie stattgefunden.

Kroatien hat sich erstaunlich entwickelt. Es ist weniger als 20 Jahre her, dass Zehntausende Menschen in den Balkankriegen ihr Leben verloren. Dennoch: Es wäre fatal, wenn sich die aktuelle Regierung auf dem Erreichten ausruht. Die Wirtschaft ist im Umbruch, die Märkte haben ein kritisches Auge auf die Staatsfinanzen. Zweifel an den Zahlen kann sich Zagreb nicht leisten.

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