Sparetraurig statt Sparefroh

Christine Klafl

Christine Klafl

Risikoscheue Anleger stehen trotz Sparens mit einem Bein in der Altersarmut.

von Christine Klafl

über den Draghi-Weg

Die Konjunktur schleppt sich dahin, die Inflation will und will nicht in die Gänge kommen. Die Erwartungen der Finanzmärkte waren daher riesengroß, dass die Europäische Zentralbank zu ihren bisherigen Maßnahmen weitere Instrumente auspackt. Und die Eurohüter um den EZB-Boss Mario Draghi lieferten - und zwar deutlich mehr als erhofft. Der Euro-Leitzins wurde auf Null gesenkt, die Zinsen wurden damit abgeschafft. Statt mit 60 Milliarden will die EZB künftig die Eurozone mit 80 Milliarden Euro durch Wertpapierkäufe fluten. Und: Wenn Geschäftsbanken Geld bei der EZB parken, müssen sie künftig 0,4 Prozent Strafe zahlen.

Bei einem derartigen Rundumschlag der Notenbanker könnte einem wirklich angst und bange werden. Mit allen Mitteln Banken dazu ermutigen, mehr Kredite zu vergeben, damit die Konjunktur in Schwung kommt, ist das eine. Kreditnehmer werden sich freuen, wenn sie sich zu noch günstigeren Konditionen verschulden können. Das gilt im Übrigen auch für Staaten. Das große Aber: Aus dem Sparefroh muss jetzt ein Sparetraurig werden. Simple Sparformen werden praktisch gar nichts mehr einbringen. Das gilt auch für die meisten Staatsanleihen. Und natürlich auch für Versicherungen. Für die gilt nämlich dasselbe wie für Sparer: Woher soll der Ertrag kommen?

Unterm Strich heißt das: Eine Vorsorge fürs Alter, die dann auch noch den Namen verdient, wird nahezu unmöglich. Die Börsianer können jetzt jubeln, ihre Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Für den risikoscheueren Anleger bedeutet der Draghi-Weg allerdings: Sie stehen trotz Sparen mit einem Bein in der Altersarmut.

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