Messen mit den Besten

Martina Salomon

Martina Salomon

Messen wir uns noch öfter – und überprüfbar – mit den Besten!

von Dr. Martina Salomon

über den Wettbewerb

PISA ist überall sehr beliebt, die Möglichkeit, sich untereinander zu vergleichen und voneinander zu lernen, wird weltweit geschätzt. Auch von Österreich", sagte die OECD-Bildungschefin im Freitags-KURIER. Nun ja, die Dame dürfte unser Land nicht ganz so gut kennen. Weil solche Rankings Lebenslügen zertrümmern könnten, lieben wir sie nicht.

Gut möglich, dass das (angebliche) Datenleck beim Bildungsforschungs-Institut ein willkommener Vorwand für das Unterrichtsministerium war, um die Teilnahme Österreichs bei den PISA-Tests abzudrehen. Vergleichsstudien zeigen nämlich zunehmend, dass die "Neue Mittelschule" kein Erfolg ist. Nebeneffekt: Selbst wenn wir bei der nächsten Testreihe wieder dabei sind, gibt es in dieser Legislaturperiode keine Auswertung mehr.

Österreich lebt in der internationalen Wahrnehmung von einem unglaublich langen Nachhall von "Sound of Music". Aber in der harten Währung internationaler Benchmarks gelten wir selten als Spitze. Natürlich lässt sich bei solchen Rankings manches hinterfragen: Dass wir zum Beispiel seit Jahrzehnten für eine niedrige Akademikerquote kritisiert werden, liegt auch daran, dass hierzulande nicht jede Schmarrn-Ausbildung gleich mit einem Bachelor belohnt wird. Und dass sich keine österreichische Uni unter den besten 100 der Welt befindet, ist auch klar: Massenunis haben ein Qualitätsproblem. (Aber auch darüber sollte man nachdenken.)

Best of Böse?

Dennoch muss manches ernst genommen werden: Das kürzlich publizierte "Deloitte-Radar" zum Wirtschaftsstandort zeigt einen schleichenden Abstieg Österreichs seit 2007. Zu hohe Abgabenbelastung, kompliziertes Steuersystem, Hochgebildete zieht es in andere Länder. Aber das regt die Österreicher nicht so wahnsinnig auf. Eher applaudieren selbst Atheisten dem populisti..., äh, populären Papst, der behauptet: "Diese Wirtschaft tötet." Wer will sich schon in so einem Killer-System messen, quasi "Best of Böse"? Harald Martenstein, ehemals linker Kolumnist des Zeit-Magazins, lästerte schon 2011: Kapitalismus-Kritik sei so etwas wie das neue Yoga.

Im Ernst: Dem Land würde mehr Wettbewerb extrem nutzen, und sei er auch nur innerösterreichisch: Warum ist man, wenn man sein Knie operieren, eine Schule auswählen, einen Installateur oder einen neuen Arbeitgeber suchen will, eigentlich auf die Gerüchtebörse statt auf harte Fakten angewiesen?

Die Behörden nerven Arbeitgeber, Schulen, Unis und Spitäler mit ihrer Datensammelwut, ohne Konsequenzen daraus zu ziehen. Im Schulbereich könnte man etwa Gründe für schlechte Ergebnisse eines Standortes suchen und gezielt dort mehr Ressourcen einsetzen, wo sie nötig sind. Im Spital kann bessere Qualitätssicherung Leben retten.

Gott sei Dank gibt’s ja nicht nur schlechte Nachrichten. Immerhin gewinnt Österreich bei Lehrlingsolympiaden und darf auch stolz auf viele Patente sein. Messen wir uns noch öfter – und überprüfbar – mit den Besten!

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