Ja, es gibt auch Wohlstandsverlierer

Hören wir endlich auf mit holzschnittartigen Debatten.
Martina Salomon

Martina Salomon

Bei manchen Themen teilt sich zwischen "denen da oben" und "wir da unten" heftig die Meinung: etwa bei der Europäischen Union. Österreich hat enorm wirtschaftlich profitiert, sagt die Elite. Nein, die EU hat uns Konkurrenz und höhere Arbeitslosigkeit gebracht, sagen die einfachen Leute (egal ob Arbeiter oder kleine Gewerbetreibende). Und beide Seiten haben recht. Weil viel zu oft die Sorgen der Wohlstandsverlierer als rechts/hysterisch/dumm abgekanzelt werden, hat sich das Phänomen der Wutbürger gebildet, die das "Establishment" zum Teufel jagen wollen. Was wiederum das empörte "Establishment" ausrücken lässt, um die "Bedauernswerten" (Originalton Hillary Clinton: "deplorables") erst recht wieder abzukanzeln.

Gegen diese Spirale ist nur ein Kraut gewachsen: Fakten. Welche Vor- und Nachteile hat ein Projekt wie die EU – und warum könnte sich Österreich im Gegensatz zu Großbritannien einen "Exit" nicht leisten? Wen bringt die (in Österreich überdurchschnittlich hohe) Zuwanderung tatsächlich unter Druck und wie hoch ist die Gefahr eines Sozialtourismus? Damit beschäftigt sich eine Studie des Forschers Christian Keuschnigg. Sie könnte noch mehr in die Tiefe gehen, aber es ist zumindest ein Beginn. Bisher hatte Österreich als Ganzes durch die EU eine "außerordentlich hohe nationale Rendite", sagt Keuschnigg. Aber er räumt auch ein, dass es Gewinner und Verlierer gab. Danke! Ideologische Scheuklappen abzulegen, täte allen gut.

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