Die Schnäppchenjagd hat ihren Preis

Wir sind ja so öko und auch so sozial. Aber sind wir es auch bei unseren Kaufentscheidungen?
Martina Salomon

Martina Salomon

Wir sind ja so öko und auch so sozial. Aber sind wir es auch bei unseren Kaufentscheidungen?

von Dr. Martina Salomon

über Schnäppchenjäger

Sie haben gerade ein Weihnachtsgeschenk im Onlineshop erstanden? Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass diese Firma möglicherweise null Wertschöpfung in Österreich erzeugt, ihre Abgaben in Ländern mit den allerniedrigsten Steuersätzen zahlt, und Mitarbeiter manchmal so behandelt, dass hierzulande wahrscheinlich die Caritas alarmiert wäre?

Im Handel prallen zwei globale Trends besonders hart aufeinander: die Verlagerung des Lebens ins Netz und die quer durch alle Schichten gehende Jagd nach dem niedrigsten Preis. Das ist schon fast ein Volkssport. Doch irgendwer zahlt dafür einen hohen Preis: zum Beispiel der regionale Handel im Hochsteuerland Österreich. Er kann seinen Steuersitz nicht beliebig wechseln. An manchen Problemen ist er allerdings selbst schuld, weil manche die digitale Revolution verschlafen haben, man an starren Öffnungszeiten und alten Gewohnheiten festhält. Leider sterben auch viele Einkaufsstraßen, weil jeder Bürgermeister sein eigenes Shoppingcenter auf die grüne Wiese knallt.

Für hochwertige Ware und erstklassigen Service ist ein Teil der Kundschaft bereit, mehr zu zahlen. Dieser Trend hat das Brot erreicht, bei Fleisch wird er hoffentlich folgen. In Bereichen, wo nur der „Preishammer“ zählt, sind vernünftige Preise für den Erzeuger, artgerechte Tierhaltung und beste Lebensmittelqualität kaum zu schaffen – das sollten Schnäppchenjäger bedenken.Immerhin ist Österreich ja international Spitze bei biologischer Landwirtschaft und Öko-Marken. Egal, ob digital oder analog, egal, ob Abendkleid oder Schnitzel: Es schadet nicht, die eigene Kaufentscheidung zu hinterfragen. Denn der Kunde ist König. Er entscheidet – über Arbeitsplätze im Land und eine lebenswerte Umwelt.

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