Bestenfalls Durchschnitt

Martina Salomon

Martina Salomon

Je mehr wir es evaluieren und uns anstrengen, desto schlechter ist die Qualität der Absolventen.

von Dr. Martina Salomon

über das Seltsame am heimischen Bildungswesen

In Deutschland büffeln sie für den Numerus Clausus, in Österreich für Aufnahmetests. Haben nur noch "Einser"-Schüler eine Chance? Was ist mit Ausnahmetalenten, die in Mathe Spitze, aber in Deutsch Nieten sind? Oder mit hochintelligenten Minimalisten, die ihre Interessen abseits der Schule ausleben? Genetik-Professor Markus Hengstschläger stellte die Frage dieser Tage in einer Veranstaltung zu Recht.

Das Seltsame des heimischen Bildungswesens ist: Je mehr wir es evaluieren und uns anstrengen, dass alle zumindest durchschnittliche Standards erreichen, desto schlechter ist die Qualität der Absolventen. Das wiederum ist Wasser auf den Mühlen der Gesamtschulbefürworter. Soziale Schichten und Begabungen gehören gemixt, sagen sie. Aber löst das nicht ein weiteres Auseinanderdriften aus – wie in den Gesamtschulsystemen Großbritannien oder USA? Wer das Beste für seine Kinder will (und wer will das nicht?) wird so wie dort dann zähneknirschend für eine Privatschule zahlen.

Faktum ist: Immer weniger Eltern sind in der Lage, ihre Kinder daheim ausreichend zu fördern. Aus Zeitmangel – oder weil Sprach- und Fachkompetenz fehlt (auch, aber nicht nur eine Folge der Migration). Das prallt auf eine Schule, die teilweise in der Zeit von Maria Theresia stecken geblieben ist. Wenn noch dazu im Lehrpersonal jene am besten fahren, die sich nicht übermäßig engagieren, dann erreicht man ... genau: Durchschnitt. Bestenfalls.

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