1:0 für die USA

Martina Salomon

Martina Salomon

Gut möglich, dass die VW-Krise auch Teil eines Wirtschaftskriegs zwischen Amerika und Europa ist.

von Dr. Martina Salomon

über die VW-Rückrufaktion

Rund 363.000 österreichische VW-Diesel-Fahrer müssen mit ihrem Auto in die Werkstatt. Das ist unangenehm – und ein fortgesetztes PR-Desaster für Volkswagen. Die deutsche Behörde riss dem Konzern mit einer Rückrufaktion das Gesetz des Handelns aus der Hand. Österreich hatte gar keine andere Wahl, als hinterherzufahren. Diese harte Tour ermöglicht es hoffentlich, den Skandal rasch zu bereinigen. Das ist wichtig für Europas Industrie und auch für den Wirtschaftsstandort Österreich mit seiner starken Autozulieferindustrie.

Vieles ist nach wie vor unbeantwortet: Warum haben die Behörden so lange geschlafen, obwohl man über manipulierte Abgaswerte offenbar Bescheid wusste? Und kann es sein, dass so ein Skandal typisch ist für starr hierarchische Firmen? Möglicherweise hat es nämlich einfach niemand dem Vorstand zu sagen gewagt, dass die strengen US-Abgaswerte mit dem vorgegebenen Budget und dem Zeitrahmen nicht zu schaffen sind. Überbringer schlechter Nachrichten werden oft "geköpft". Mit etwas mehr Aufwand wäre das Ziel auch im Normalbetrieb erreichbar gewesen.

Ist übrigens irgendjemandem aufgefallen, dass das (nicht nur in Sachen TTIP) viel geschmähte Amerika deutlich strengere Standards hat als der Umweltschutzkaiser Europa und diese auch prüft? Gut möglich, dass das Ganze auch Teil eines Wirtschaftskriegs zwischen Amerika und Europa ist. Es steht vorerst leider 1:0 für die USA.

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