Melancholie

Marco Weise

Marco Weise

Melancholie ist das Glück, nicht immer glücklich sein zu müssen.

von Marco Weise

über schöne Sätze.

„Traurige Menschen haben eine zu lange Seele, sie steigen sich beim Gehen ständig drauf.“ Das steht in meinem Notizbuch, das ich wieder mal in die Hand genommen habe. Wer das gesagt hat oder wo ich das gelesen habe, weiß ich leider nicht mehr. Eine Googlesuche hilft auch nicht weiter. Egal. Es ist auf jeden Fall ein schöner Satz, der gut zur Jahreszeit passt. Denn jetzt ist die beste Zeit, um melancholisch zu sein. Keiner will auf ein Sonnenuntergangsbier zur Alten Donau gehen, wenige wollen bei Minus 12 Grad das Haus verlassen und in einen Club gehen – man verpasst nichts, weil nichts ist oder es viel zu kalt dafür wäre. Man darf sich also ohne schlechtes Gewissen in die Jogginghose schmeißen, die neue Platte von Conor Oberst oder Bon Iver auflegen und seiner Melancholie frönen. Diese Gemütslage ist bei kontrollierter Dosis durchaus förderlich – es ist ein Atemholen der Seele, schafft den nötigen Abstand zur Hektik im Alltag und wirkt befreiend. Das sagt die neue Ausgabe von Psychologie Heute. Auf dem Cover steht übrigens ein schöner Satz, den ich mir gleich in mein Notizbuch schreibe: Melancholie ist „das Glück, nicht immer glücklich sein zu müssen“.

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