Der ORF im Secondhandladen

Larissa Marolts Engagement zeigt: Für Pseudo-Privat-Fernsehen sind die Taschen im ORF voll genug.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Für Pseudo-Privat-Fernsehen sind die Taschen im ORF voll genug.

von Philipp Wilhelmer

über den ORF

Die ORF-Führung hat ein bemerkenswertes Talent zur inhaltlichen Grätsche. Nachdem der mit 615 Millionen Euro gebührenfinanzierte Sender sein Budget nicht mit erneuten Refundierungsmillionen aufgefüllt bekam, kündigte der ORF ein Streichkonzert bei den eigenen Produktionen an. Die hoch dekorierte heimische Filmszene stöhnte. Zu Recht: Wichtige Produktionen wie die "Staatskünstler" wurden zusammengekürzt, neue Serien wie "BÖsterreich" mit Stars wie Robert Palfrader und Nicolas Ofczarek haben von vornherein keine Zukunft.

Gespart wird also bei hochwertigem Programm, das im kleinen Österreich ausschließlich der ORF zu leisten vermag. Für Sendungen, die die internationale private Konkurrenz gleich (und meist besser) anbietet, sind die Taschen offenbar voll genug. Wie soll man die Personalentscheidungen zur "Großen Chance" sonst verstehen? In der Castingshow sitzt künftig Larissa Marolt, quietschbunte Hysterikerin aus dem RTL-"Dschungelcamp" neben Oliver Pocher.

Das perfekt gemachte Trash-Programm von "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" war die perfekte Bühne zur Entfaltung als selbst erfundene Dschungel-Sirene. Respektabel in der Imagebildung, aber vom öffentlich-rechtlichen Auftrag ist Larissa damit gleich weit entfernt wie der australische Dschungel vom ORF-Zentrum am Küniglberg. Die kolportierte Gage von 100.000 Euro für die Kärntnerin dementiert der ORF zwar. Zur Behauptung, sie liege weit darunter, will man sich aber auch nicht versteigen. Der Öffentlich-Rechtliche ist damit punktgenau dort angelangt, wo er sicher nicht hin sollte: Im Secondhandladen deutscher Privatsendergrößen.

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