Ai Weiwei, nicht vorbei

Michael Huber

Michael Huber

Seit Ai Weiwei wieder reisen darf, ist aus seiner Kunst die Luft draußen – so lautete (stark verkürzt) ein Urteil der Zeitung Die Welt .

Was daran stimmt: Der Künstler, der nach seiner Inhaftierung 2011 bis 2015 sein Land nicht verlassen durfte, unter Dauerbeobachtung stand und mit der Welt primär via Twitter kommunizierte, wurde durch Projektionen des westlichen Publikums zu jenseitigen Dimensionen aufgeblasen: Ai war der gute, weil individualistische Chinese, der für persönliche Freiheit eintrat; Seine Person wurde zum Kristallisationskern für alles, was in Fernost aus westlicher Sicht falsch lief.

Dass kein Mensch und kein Kunstwerk solchen Erwartungshaltungen auf Dauer standhalten kann, ist klar; ebenso klar ist, nicht alles, was Ai tut, ist bedeutsam, nur weil er es online postet.

Wer Ais Werke, diese verpflanzten Häuser, Skulpturen und Rettungswesten nun aber in Wien direkt erlebt, wird merken, dass darin eine vielschichtige Auseinandersetzung mit östlicher und westlicher Kultur stattfindet und dass die Objekte auch viel Persönliches erzählen.

Vielleicht ist es daher ganz gut, aus Ai Weiwei einmal die Luft herauszulassen. Als Künstler hat der Mann nämlich durchaus noch viel zu sagen.

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