Wir Jungpensionisten

Neue Studie: In kaum einem anderen Land erwarten die Bürger einen so frühen Pensionsantritt wie hierzulande.
Martina Salomon

Martina Salomon

Deswegen ist die geplante, leider nur sehr halbherzige Teilpension ein erster Schritt.

von Dr. Martina Salomon

über den Pensionsantritt

Jahrzehntelang wurde damit Arbeitsmarktpolitik betrieben: Sparpaket nötig? Ach, lasst uns doch die Älteren in Pension schubsen! Im staatlichen und staatsnahen Bereich geschah das noch ungenierter als anderswo – samt des Privilegs für die betroffenen Beamten, ohne Ruhensbestimmungen in der Frühpension weiter dazuverdienen zu dürfen. Ganze Heerscharen von Eisenbahnern, Postlern und Rathausbeamten sitzen nun in der Blüte ihres Lebens im Schrebergartenhaus und haben viel Zeit, das Laub zu rechen. Kein Wunder, dass Umfragen ergeben, dass die Österreicher auch weiterhin mit frühem Pensionsantritt rechnen. Obwohl die körperliche Arbeitsbelastung gesunken und die Lebenserwartung gestiegen ist, schrumpfte die Zahl der im Erwerbsleben verbrachten Jahre sogar. Der staatliche Pensionszuschuss hat Hypo-Alpe-Adria-Ausmaße erreicht: über zehn Milliarden, und das jährlich, müssen ausgezahlt werden, weil die Versicherungsbeiträge nicht ausreichen. Tendenz stark steigend.

Nur langsam wird gegengesteuert, lieber verteilt die Politik weiterhin Zuckerln. Zwar weiß niemand so genau, wie die jüngste Steuerreform finanziert werden soll, aber für Pensionisten gibt es Extrageld. Fad werden muss den Jungrentnern auch nicht: von Seniorenreisen bis zum Gratis-Seniorenstudium reicht das Angebot. Dennoch sind Pensionisten oft überdurchschnittlich sauer auf die Politik. Dahinter versteckt sich manchmal der Frust, kein aktives Mitglied der Gesellschaft mehr zu sein – besonders, wenn man keine Familienaufgaben hat, was in einer kinderarmen Gesellschaft immer öfter zum Normalfall wird. Im besten Falle wird ehrenamtlich gearbeitet, aber das lässt sich hierzulande noch deutlich ausbauen. In Wahrheit stolpern viele Menschen ja völlig unvorbereitet in den dritten Lebensabschnitt. Deswegen ist die geplante, leider nur sehr halbherzige Teilpension ein erster Schritt. Viele weitere müssen folgen.

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