Warum sich keiner für den ORF bewirbt

Für den Generalsjob meldeten sich zwei Parteikandidaten und sonst nur eine Gruppe Außenseiter.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Kein reputabler Experte will sich damit blamieren, dass er gegen einen Parteikandidaten verliert.

von Philipp Wilhelmer

über die Wahl des ORF-Generaldirektors

Österreichischer wird es nicht mehr. Der Chefposten eines Milliardenunternehmens wird ausgeschrieben und es bewerben sich: Ein Roter, ein Schwarzer und ein paar versprengte Außenseiter, die zwischen Jux und Themenverwechslung pendeln.

Dabei wäre ORF-Generaldirektor ein toller Job. Der Sender ist absoluter Marktführer, hat aber dennoch strategisch hochspannende Herausforderungen zu bieten, an denen sich ein ehrgeiziger Manager profilieren könnte. Die deutsche Konkurrenz holt immer mehr Publikum zu ProSieben, RTL und Co, zugleich saugen die deutschen Medienhäuser bereits den Großteil der heimischen TV-Werbegelder ab. Auch könnte die unbewegliche Unternehmensstruktur einige mutige Würfe vertragen. Nicht zuletzt gibt es einen Kern der inhaltlichen und journalistischen Qualität, auf Basis dessen man Exzellenz schaffen könnte – wenn man das wollte.

Allein: Kein reputabler Experte will sich damit blamieren, dass er gegen einen Parteikandidaten verliert. Die Kür des ORF-Generaldirektors ist auch im Jahr 2016 ein Stellvertreterkrieg von SPÖ und ÖVP.

Know-how von außen? Danke, hamma schon.

Der ORF ist stets ein Spiegelbild seines politischen Umfelds. Und in diesen Monaten ist er so zerrissen wie nie zuvor. Es wäre der Politik zu raten, diese unglückliche Wahl abzuwickeln, um danach eine grundlegende Reform zu wagen. Diese sollte endlich dieses wichtige Medienunternehmen und sein gebührenzahlendes Publikum im Auge haben.

Es nützt schließlich das beste Bewerbungskonzept nichts, wenn man nur deshalb gewonnen hat, weil eine Partei das so wollte.

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