Mehr Widersprüche als wirre Haare

Trumps Aussagen sind mit rationalen Maßstäben nicht mehr zu bewerten. Europa hat Handlungsbedarf.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Damit ist klar, die USA sind kein verlässlicher Bündnispartner mehr für Europa.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Trumps Hoffen auf weitere EU-Austritte

Wer das Interview mit Donald Trump in der Bild genau liest, fühlt sich bald so zappelig, wie dieser Herr stets erscheint. Denn Trump, der Staatsmann in spe – also hoffentlich – formuliert kaum einen Satz zu Ende, hüpft von einem Thema zu anderen und widerspricht sich oft noch im selben Satz. Das politisch heikelste Beispiel: Seine Stellungnahme zur NATO. "Die NATO ist obsolet, weil sie vor vielen vielen Jahren entworfen wurde" so Trump – als ob auch die USA obsolet wären, die noch viel älter sind. Aber gut, dann geht es weiter: Die NATO habe sich zu wenig um den Terrorismus gekümmert und schließlich würden Mitglieder, die nicht ausreichend zahlen, sich "unfair gegenüber den USA verhalten." Dann wieder: "Abgesehen davon ist mir die NATO aber sehr wichtig." Aber nicht wichtig genug, um die Zahl der Mitglieder zu kennen.

Dieser Mann bekommt am Freitag den sogenannten Nuclear Football in die Hand, also den Atomkoffer, mit dem er die Erde auslöschen kann. Und er stellt eine Nachkriegsordnung infrage, die zunächst Westeuropa Frieden und Wohlstand gebracht hat. Und dann zum Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen wesentlich beigetragen hat.

Woodrow Wilson, der 28. Präsident der USA, ist ja nur zögerlich in den 1. Weltkrieg gegangen. Dann versuchte er mit der Gründung des Völkerbundes die "aggressiven Nationalstaaten in eine internationale Ordnung einzubinden." Das hat bekanntlich nicht funktioniert, es hat noch einen Weltkrieg gebraucht, bis sich Vernunft in Teilen der Welt durchgesetzt hat. Diese Vernunft zerstört Donald Trump jetzt, ausgerechnet in einer Phase, wo die Weltwirtschaft Zusammenarbeit brauchen würde. Und er legt sich mit den Chinesen an, denen die USA viel Geld schulden. Das ist auch ein Zeichen von großer Verwirrung.

Europa: Ganz schnell aufwachen

Trump kennt keine Regeln, nur Deals, das wird im Interview beim internationalen Handel klar. "BMW muss für jedes Auto, das in die USA kommt, 35 Prozent Steuern zahlen" sagt Trump. Das widerspricht natürlich der WTO, der Welthandelsorganisation und anderen Abkommen. Der Unternehmer Trump, der immer nur mit Druck gegen andere gearbeitet hat, hält auch nichts von Konkurrenz. "Auf der 5th Avenue hat jeder einen Mercedes vor der Haustür stehen, wie viele Chevrolets sehen Sie in Deutschland? Chevrolets werden in Deutschland seit 2014 gar nicht mehr angeboten, weil sie wohl nicht konkurrenzfähig waren. Amerikaner fahren halt lieber ein gutes Auto, das sollte Trump wissen.

Um die Europäer weiter unter Druck zu setzen, freut er sich über den Brexit und hofft, dass noch weitere Länder aus der EU austreten. Damit ist klar, die USA sind kein verlässlicher Bündnispartner mehr für Europa. Die EU muss auf einen schnellen Brexit bestehen und sich dann auf ihre Stärken besinnen, die es nur gibt, wenn wir gemeinsam auftreten und uns enger zusammenschließen.

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