Männer dominieren, Frauen kommen vor

Die Wählerinnen haben es am 15. Oktober in der Hand, über ihre eigene Zukunft zu entscheiden.
Margaretha Kopeinig

Margaretha Kopeinig

Es kommt darauf an, das Richtige zu tun, und nicht nur zu philosophieren.

von Dr. Margaretha Kopeinig

über die Gleichheit zwischen den Geschlechtern.

Kanadas Premier Justin Trudeau bezeichnete sich nach der Wahl vor der Weltöffentlichkeit als Feminist – "because it’s 2015". Das ist schön gesagt, entscheidend ist aber die Umsetzung politischer Projekte und Versprechen. Es kommt darauf an, das Richtige zu tun, und nicht nur über das Richtige zu philosophieren.

Allzu geduldig warten wir Frauen seit Langem auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit (22 Prozent weniger beträgt der Brutto-Stundenverdienst für Frauen). Die Mehrheit der Abgeordneten sind Männer, auch in der Regierung dominiert das vermeintlich starke Geschlecht. Der EU-Kommission haben Frauen zu verdanken, dass die Quote in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen ab 2018 auch in Österreich kommt. Das ist ein Fortschritt, aber die Liste der Benachteiligungen und Ungerechtigkeiten für Frauen bleibt lang: viele weibliche Beschäftige in Teilzeit-Jobs und prekären Arbeitsverhältnissen, geringere Pensionen, Altersarmut und überhaupt weniger Aufstiegschancen.

Aber: Jammern alleine bringt nichts, handeln ist angesagt. Die Mehrheit der Wähler sind Frauen, mit ihrem Stimmzettel haben sie ein demokratisches Machtinstrument in der Hand, und sie können es bei der Nationalratswahl am 15. Oktober einsetzen. Was die SPÖ für Frauen will, das wissen wir, sie hat ihr Programm bereits vorgestellt. Von den anderen Parteien werden wir es hoffentlich bald erfahren, um Zeit für inhaltliche Vergleiche und Diskussionen zu haben. Auf Dauer können wir uns mit der Quote nicht zufriedengeben. Was eine offene, aufgeklärte Gesellschaft braucht, ist kein neuer radikaler Feminismus, sondern ein Geschlechterbild mit der Wirkungsmacht der Gleichheit.

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