Die Angst frisst den Mittelstand auf

Die Nachkriegszeit des wachsenden Wohlstands geht zu Ende. Die Regierung hat keine Antwort darauf.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die Nachkriegszeit des wachsenden Wohlstands geht zu Ende. Die Regierung hat keine Antwort darauf.

von Dr. Helmut Brandstätter

über die Angst des Mittelstands

An dieser Stelle wurde öfters kommentiert, dass viele Menschen in diesem Land nicht so sehr vor Ausländern Angst hätten als vor dem eigenen sozialen Abstieg. Nun hat Karl Blecha zum 50. Geburtstag seines Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) diese Feststellung mit einer wissenschaftlichen Analyse und einem denkwürdigen Satz untermauert: "Es herrscht ein dumpfes Gefühl der Angst", und zwar weit in den Mittelstand hinein. Als schuldig werden oft Ausländer erfunden, als verantwortlich aber die Regierung. Also laufen viele Wähler einer Partei zu, die verspricht, sie würde Ausländer aus dem Land vertreiben oder jedenfalls nicht mehr hereinlassen. Als ob der Wohlstand dann stiege.

Da spielt es keine Rolle, dass die FPÖ keine Vorschläge macht, wie sie den Wohlstand sichern würde. Das macht nichts, zuständig sind die beiden Regierungsparteien SPÖ und ÖVP. Die kennen aber nur die Rezepte von gestern: Früher haben sie tatsächlich Arbeitsplätze geschaffen, in der Verwaltung und staatsnahen Betrieben, bevorzugt natürlich für Parteifreunde und deren Familien. Das wurde solange von allen anderen akzeptiert, als auch sie vom Wachstum profitierten. Jetzt aber geht beides nicht mehr: Staatsbetriebe gingen pleite, die Verwaltung muss sparen, und unter der Rezession leiden alle.

Vielleicht hat auch den "sozialen" Wiener Wohnbaumanager Karl Wurm nur die Angst getrieben als er sich – sicher ganz legal, aber sehr günstig – privaten Wohnraum zulegte,den er gar nicht brauchte. Er wollte für die Kinder vorsorgen. Auch andere Österreicher würden das gerne, haben aber die nötigen Beziehungen nicht. Sie können nur protestieren, indem sie die FPÖ wählen etwa. Und die Regierung versteht es noch immer nicht.

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