Danke Mr. President, Sie Freund der Medien

Im Weißen Haus sitzt ein Wahlkämpfer, der noch immer auf die Medien losgeht. Das tut ihnen sehr gut.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Im Weißen Haus sitzt ein Wahlkämpfer, der noch immer auf die Medien losgeht. Das tut ihnen sehr gut.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Donald Trump

Die einen meinten im Wahlkampf, Donald Trump werde als Präsident schon zur Vernunft kommen und das Regieren lernen, die anderen waren sicher, dass der Milliardär alle Versprechen umsetzen werde. Alles falsch, bei Trump geht es immer nur um Trump, einen Mann, der um jeden Preis im Mittelpunkt stehen muss und Geschäfte machen will. Diese Erkenntnis über den mächtigsten Mann der Erde und den Führer der freien Welt ist ernüchternd.

Trump will weder mit Vernunft regieren noch setzt er alle seine Versprechen um. Gleich zu Beginn weigerte er er sich, seine Steuerakte offenzulegen. Auch ein Verfahren gegen Hillary Clinton , "Lock her up" , war nur Wahlkampfshow. Schwerer wiegt der Bruch des Versprechens, nicht mehr auf die mächtigen Finanzjongleure der Wall Street zu hören. Kaum im Amt, wurden so viele Wall-Street-Banker wie nie zuvor geholt. Dass als nächster Schritt die Rücknahme von Gesetzen stehen könnte, die nach 2008 die Banken etwas zähmen sollten, kann der Beginn der nächsten Weltwirtschaftkrise werden.

Mit Russland wollte Trump freundschaftlicher umgehen, dann wusste er in einem Telefonat mit Wladimir Putin, nicht über den Stand der Raketenrüstung Bescheid und jetzt will der die Sanktionen wegen der Ukraine-Krise verlängern. Das alles ist ebenso verwirrend wie seine Wortmeldungen zu NATO und Europa. Die NATO sei obsolet, sagte Trump zunächst, jetzt versicherte Vizepräsident Pence in Brüssel: "Wir werden zur NATO stehen, heute und jeden Tag." Die Bekämpfung des islamistischen Terrors liegt Trump am Herzen, sagt er, aber gerade Saudi-Arabien, wo 15 der 19 Attentäter des September 2001 herkamen, schont er bei seinem Versuch, die Grenzen für Muslime zu schließen. Geschäftsinteressen liegen hier auf der Hand, ebenso wie beim Schwenk in der China-Politik. Plötzlich ist er wieder für die Einstaatenpolitik, die Peking so wichtig ist. Weil Trump in China Markenrechte verhandelt?

Das Schlimmste: Es nimmt ihn niemand ernst

Seinen Wählern am wichtigsten war die Ankündigung, er werde Jobs in die USA zurückbringen. Da könnte er bei seinen Firmen und bei Tochter Ivanka anfangen, die alle in China produzieren. Aber es wird ihm nicht gelingen, die stillgelegten Kohlegruben wieder zu öffnen, weil das Gas billiger ist. Und Firmen, die auf Druck in den USA Fabriken bauen, werden sie mit Robotern ausstatten.

Da sich Trump offensichtlich weigert, rational zu regieren, werden die Washingtoner Beamten das ohne oder auch gegen ihn machen. Die Geheimdienste haben damit schon begonnen, eine Entwicklung, die nicht ungefährlich ist. Noch gefährlicher ist nur Trump selbst.

Am Ende werden diejenigen von Trump profitieren, denen er am meisten schaden will: Die Medien. Trump produziert "alternative Fakten", also Lügen am laufenden Band. Wenn die Medien konsequent seine täglichen Widersprüche aufdecken, bleibt von ihm nichts über. Nicht speed kills, facts kill. Aber das wird noch dauern.

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