Bitteschön mehr Applaus für Kroatien

Das neue EU-Mitglied verdient Ermunterung von den alten Mitgliedern – und kein schlechtes Gerede.
Margaretha Kopeinig

Margaretha Kopeinig

Kroatien ist ein Vorbild für die anderen Balkanländer im Warteraum der EU.

von Dr. Margaretha Kopeinig

über das neue EU-Mitglied Kroatien

Was musste sich der Adriastaat in den vergangenen Tagen nicht für Schlagzeilen gefallen lassen: „Das neue Problemland in der EU“; „Ein Sanierungsfall“; „Ein Fass ohne Boden“. Natürlich ist Kroatien nicht perfekt, die Herausforderungen als Neo-Mitglied sind enorm.

Vielleicht sollten EU-Familienmitglieder, allen voran Deutschland, nicht nur Mahnungen aussprechen ( Angela Merkel: „Kroatien ist aufgefordert, weitere Reformen zu machen“), sondern einmal die Frage stellen, was bringt Kroatien der EU? Und wie bereichert es die EU?

Kroatien bringt viel in die EU ein: In der schwersten Wirtschafts- und Identitätskrise der EU schließt sich ein neues Land dem Klub an. Die EU-Begeisterung vieler Kroaten ist bei so viel Europa-Tristesse ein nicht zu unterschätzender psychologischer Faktor.

Kroatien hat nach einem Bürgerkrieg und einer politisch-autoritären Zeit (Tudjman-Regime) Hass und Nationalismus hoffentlich ganz überwunden und fördert seine Minderheiten im Land. Kroatien ist ein Vorbild für die anderen Balkanländer im Warteraum der EU.

Die Mitgift an die EU kommt von Ministerpräsident Zoran Milanović: „Wir peilen das Modell Skandinavien an“, sagte er im Interview mit Le Monde. Skandinavien, das steht in der EU für Null-Korruption. Und was Milanović sicher nicht unüberlegt in einer angesehenen französischen Tageszeitung geäußert hat, ist ein politisches Feuerwerk: Kroatien räumt mit Vetternwirtschaft, Schwarzgeld-Praktiken, Korruption und investitionsfeindlichen bürokratischen Hindernissen auf.

Keine Toleranz für Korruption – an dieser Botschaft werden Kroatien und die Regierung gemessen.

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