Polit-Erbe von unschätzbarem Wert

Mandelas Vision der Regenbogen-Gesellschaft als Auftrag für Südafrika.
Walter Friedl

Walter Friedl

Die Mächtigen stehen jetzt in der Pflicht, den Tod der Integrationsfigur zu einem Neustart zu nützen

von Mag. Walter Friedl

über das Erbe von Nelson Mandela

Nur wenigen Menschen gebührt ein Platz in der Ruhmeshalle der Weltgeschichte. Die südafrikanische Ikone Nelson Mandela, bereits zu Lebzeiten eine Legende, ist zweifelsfrei eine dieser Lichtgestalten. Er reiht sich ein zwischen Mahatma Gandhi und Martin Luther King – und war doch ganz anders.

Im Gegensatz zum indischen Freiheitshelden war Mandela nie Pazifist, er rief den bewaffneten Kampf gegen das Unrechtsregime der Rassentrennung aus. Und im Gegensatz zum US-Bürgerrechtler fußte sein bedingungsloses Engagement nicht auf einer religiösen Überzeugung, sondern auf dem tiefen Glauben, dass ein gleichberechtigtes Zusammenleben von Schwarz und Weiß möglich sei. Dafür nahm er 27 Jahre Gefängnis in Kauf.

Mandelas unermessliches Verdienst ist es, dass er trotz Folter und Demütigung nie auf Rache sann, sondern für Versöhnung eintrat und sie lebte. Nur seiner Autorität und seinem Charisma ist es zu verdanken, dass die Wende weitgehend unblutig verlief. Seine Vision der Regenbogengesellschaft mit gleichen Chancen für alle begann zu leuchten – vor allem dank der Strahlkraft des „Vaters der Nation“.

Schon bald nach dem Abgang Mandelas als Südafrikas Präsident 1999 verblassten die Farben aber. Seine Nachfolger schafften es nicht, auf breiter Basis die Armutskluft zwischen Schwarz und Weiß zu verringern. Und die Regierungspartei ANC ist hoch korrupt und nach Flügelkämpfen und Intrigen schwer ramponiert.

Die Mächtigen stehen jetzt in der Pflicht, den Tod der Integrationsfigur zu einem Neustart zu nützen, das unschätzbar wertvolle Erbe verantwortungsvoll anzutreten und Nelson Mandelas Vision im Sinne aller Südafrikaner umzusetzen: Versöhnung, Gerechtigkeit, Einheit.

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