In Nahost fehlt Mut zu ernsthaftem Dialog

Israels Premier Netanyahu sollte mit den Hamas-"Terroristen" reden – ehe es ganz zu spät ist.
Walter Friedl

Walter Friedl

Auge um Auge, Zahn um Zahn lautet weiter das archaische Motto.

von Mag. Walter Friedl

über den mutlosen Netanyahu

Es ist absurd und doch so symptomatisch für die Endlos-Krise im Nahen Osten: Die israelische Zeitung Haaretz hält eine Friedenskonferenz ab, zu der sich US-Präsident Barack Obama schriftlich zu Wort meldet – "Frieden ist möglich". Zugleich schlagen Hamas-Raketen in Israel ein, das mit heftigen Luftbombardements antwortet. Seit Jahr und Tag wird darum gerungen, die "Mutter aller Konflikte" zu lösen, manchmal ernsthaft, manchmal nur pro forma. Das Ergebnis war/ist langfristig immer dasselbe: keines.

Auge um Auge, Zahn um Zahn lautet weiter das archaische Motto. Wobei in diesem scheinbar ewigen Kreislauf schon lange nicht mehr klar ist, wer zuerst zustach. Klar ist lediglich, dass sich selbst die mächtigen Amerikaner an der aktuellen israelischen Führung die Zähne ausbeißen.

Premier Netanyahu erweckt den Eindruck, dass er gar nicht an einem Friedensschluss mit den Palästinensern interessiert ist. Der rechte Hardliner argumentiert stets, dass es mit den "Terroristen" der Hamas keinen Dialog geben könne. Okay, in dieser Gruppe tummeln sich extrem gewaltbereite Typen. Aber sprengte nicht auch der spätere israelische Premier Menachem Begin 1946 das King-David-Hotel in Jerusalem in die Luft, wo die britischen Besatzer Büros hatten? Und wurde einst nicht auch mit dem "Terroristen" Arafat ein Friedensprozess eingeleitet?

Israel sollte schnell Gespräche mit den Islamisten der Hamas aufnehmen. Denn die nächste Generation könnte ähnlich radikal und kompromisslos auftreten wie die IS-Kämpfer (früher ISIS) im Irak und Syrien. Doch Netanyahu fehlen der Mut und das Format eines Yitzhak Rabin, der als israelischer Regierungschef Arafat die Hand reichte – und dafür von einem jüdischen Extremisten ermordet wurde.

Kommentare