An die linke Wende wollte niemand glauben

Konrad Kramar

Konrad Kramar

An die linke Wende wollte niemand glauben

von Mag. Konrad Kramar

über die Wahlen in GB

Die Briten haben in einer Parlamentswahl, in der alle Prognosen wie so oft komplett danebenlagen, vor allem auf eines gesetzt: Stabilität und Kontinuität. Fünf Jahre Sparpolitik und soziale Härten hatten ihnen die Konservativen zugemutet: Und das heißt - gelernte Österreicher bitte anhalten - etwa eine staatliche Pension von etwa 80 Euro die Woche. Doch nach Jahren der Krise, die die Briten viel härter getroffen hatte als viele andere europäische Länder, schien sich im letzten Jahr erstmals ein Hauch von Aufschwung anzukündigen. Eine Tendenz, die die Konservativen in ihrem Wahlkampf als ihr Hauptargument einsetzten. Die Menschen glaubten es ihnen.

Nicht glauben wollten sie dagegen die Versprechen von Labour-Chef Ed Miliband, der ankündigte das Land wieder im Sinne der arbeitenden Menschen umbauen zu wollen, es also vor allem sozial gerechter zu machen. Das kaufte dem Elite-College-Absolventen, der vor fünf Jahren noch für Kurzzeit-Labour-Premier Gordon Brown gewerkt hatte und dessen Bruder unter Tony Blair Außenminister gewesen war, keiner ab. Miliband steht, auch wenn er sich heute als linientreuer Linker verkauft, auch für jene Jahre der sozialdemokratischen Labour-Regierung, in der man sich soziale und linke Grundsätze für Parteitage aufhob und im politischen Alltag pragmatisch blieb und lieber bei den Sozialausgaben sparte als Großbritanniens Reichen höhere Steuern aufzubürden, oder das Banken- und Finanzspekulationszentrum London etwas mehr unter Kontrolle zu bringen. Jetzt also vor die Entscheidung gestellt, weitere Jahre mit sozialen Härten, aber möglicherweise doch mit der Aussicht auf wirtschaftlich rosigere Zeiten weiterzumachen, oder sich an eine politisch wenig glaubwürdige Wende nach links anzuhängen, haben die Briten klar auf Kontinuität gesetzt. Die Spielregeln der Konservativen kennen sie zumindest, auch wenn die ihnen oft hart zugesetzt haben.

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