über LEBEN: Vermeintlich informiert

über LEBEN: Vermeintlich informiert
Guido Tartarotti über Rasierwasser, Metal-CDs und Mozart.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Es gibt diesen dummen Werbespot, in dem die Frauen wegen eines Zimmers voller Schuhe kreischen und die Männer wegen eines Zimmers voller Bier. Frauen kommen von der Venus, Männer vom Mars - was für ein Blödsinn! Meine Freundin trinkt lieber Bier als Aperol, sie würde nie ein Modemagazin lesen, "Austria's Next Topmodel" schauen oder sich Filmen mit Hugh Grant aussetzen. Sie hört ZZ Top, Stones und Mötley Crüe. Simply Red und Grönemeyer schlagen sie in die Flucht, und Enya bezeichnet sie voller Verachtung als "Wassergeburtsbeschallungsmusik". Sie hat zu Schuhen eine ausgesprochen sachliche Beziehung (sie verliert nur angesichts von Buchhandlungen die Fassung), und sie kann besser einparken als ich. Trotzdem ist sie eindeutig eine Frau, und zwar eine sehr attraktive und weibliche. Sie ist übrigens blond, und trotzdem demnächst Frau Doktor.

Jetzt liest man wieder überall "Geschenktipps - worüber sich Männer freuen", und das macht mir Angst. Ich möchte bitte nichts Elektronisches bekommen, nichts Technisches und nichts, was mit Autos zu tun hat. Ich besitze genau keine Krawatte und möchte, dass das so bleibt. Ich will auch keinen Rasierapparat und kein Entbartungszubehör - ich rasiere mich nass, direkt unter der Dusche, da braucht man weder Schaum vorher noch Rasierwasser nachher. Andererseits habe ich nichts gegen Bourbon, Bruce-Willis-DVDs, Sportartikel oder Heavy-Metal-CDs. Und meine Freundin liebt Duftseife, Honigkerzen und Hello-Kitty-Schnickschnack. Wir sind offenbar zu kompliziert für das moderne Medienwesen. Letztens hat Amazon, basierend auf meinen bisherigen Einkäufen, mir folgende Produkte empfohlen: Ein Buch über historische Schlachten, eine Mozart-CD und ein Bauchmuskel-Trainingsgerät. Die kennen mich offenbar gut, und haben doch keine Ahnung von mir.

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