Olympischer Wahltag in Innsbruck

Olympischer Wahltag in Innsbruck
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Damals waren alle olympisches Feuer und Flamme gewesen. Heute ist das nicht mehr so.

von Wolfgang Winheim

über die fehlende Begeisterung für Olympia

Über eine halbe Million Tiroler können am heutigen Wahlsonntag auch über eine Ereignis abstimmen, das in achteinhalb Jahren vor ihrer Haustür möglich wäre. Dann, wenn etliche der aktuellen politischen Hauptdarsteller schon ganz andere Rollen einnehmen werden. Soll Innsbruck für die olympischen Winterspiele 2026 kandidieren? Aus Sportlersicht kann die Antwort nur JA lauten.

Ja, wenn die Spiele wieder kleiner und billiger (wie zuletzt in Lillehammer 1994) werden;

ja, wenn das Motto "Back to the roots" mehr als nur ein Lippenbekenntnis von IOC-Präsident Thomas Bach ist;

ja, wenn die Jahrzehnte nur noch geldgierig gewesene IOC-Sippschaft den Veranstalter nicht zu finanziellen Kraftakten zwingt;

ja, wenn die bestehenden, topgepflegten Tiroler Anlagen (Berg-Isel-Schanze, Biathlon-Zentrum Hochfilzen, Arlberger Alpinpisten, Nordisches Zentrum in Seefeld) den Ansprüchen auch noch 2026 genügen;

ja, wenn dem IOC endlich bewusst wird, dass es nie vom korrupten Image wegkommt, solange es nur noch Diktaturen oder wirtschaftliche Supermächte bei der Olympia-Vergabe zum Zuge kommen lässt.

Die Chancen stünden gut für Tirol . Zumal es nach 20 Jahren Jahren (Turin 2006) die ersten Winterspiele wären, die wieder in den Alpen stattfänden. Und nach genau 50 Jahren die dritten in Innsbruck.

1964 und 1976 waren alle olympisches Feuer und Flamme gewesen. Heute ist das – auch wegen der ausufernden Kommerzialisierung im Sport – nicht mehr so. Obwohl Olympiasieger zum Nulltarif landauf landab emsig wie kleine Parteifunktionäre pendeln, um die Tiroler von der Wichtigkeit und wirtschaftlichen Bedeutung der Spiele für Sport und Tourismus zu überzeugen versuchen.

Zuweilen nutzt in der vermeintlichen Sportstadt Innsbruck nicht einmal der Promi-Faktor. So musste Benjamin Raich (zwei Olympia-Goldene, zehn WM-Medaillen) seinen Namen drei Mal buchstabieren, ehe ihn der Portier das Redaktionsgebäude der größten Tiroler Zeitung betreten ließ.

Auch gibt es mit Fritz Dinkhauser, 77, einen ehemaligen Olympia-Teilnehmer, der mit seiner "Liste Fritz" hartnäckig versucht, der Bevölkerung eine Olympia-Aversion einzuimpfen. Nicht ohne Wirkung. Tatsächlich befürchten etliche Tiroler, dass wegen Olympia vom Wohnen bis zum Bier alles teurer werden würde.

Ausgerutscht

In einer Servus-TV-Diskussion ist Ex-Bobfahrer Dinkhauser beim Versuch, mit Olympia-Befürwortern Schlitten zu fahren, schrullig gescheitert. Zu sehr war ihm der sachliche Toni Innauer rhetorisch überlegen.

Entgegenkommen könnte der Pro-Olympia-Promi-Initiative die Tatsache, dass die Abstimmung mit der Nationalratswahl gekoppelt ist. Fände die Olympia-Befragung zu einem anderen Termin statt, ließen sich wohl eher notorische Gegner als Olympia-Befürworter zum Urnengang motivieren.

Ja, es sei die kühne Behauptung gewagt: Käme es zu einer – zugegeben absurden – überregionalen Volksbefragung mit der Frage, ob Österreich künftig an der Fußball-WM-Qualifikation überhaupt noch teilnehmen soll, dann wären bei geringer Wahlbeteiligung sportfeindliche Querulanten in der Überzahl im Nein-Sager-Land. Gleichgültig, ob der neue Teamchef Herzog, Foda, Fink oder XY heißt.

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