Von Licht- und anderen Gestalten

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Obwohl er kein Schlagzeilenlieferant ist, wurde Stöger am Rhein auch zu einem Medienliebling.

von Wolfgang Winheim

über Peter Stöger

"Der Peter Stöger is ka Feigling. Ich war’s, der ihm von Deutschland abgeraten hat." Mit diesen Worten meldete sich Herbert Prohaska, als er noch Trainer war, in der Sportredaktion, um eine Richtigstellung bittend. Tatsächlich hatte auch der KURIER seinem späteren WM-Kolumnisten Stöger Mutlosigkeit unterstellt, weil der trotz eines Frankfurter Angebots lieber bei der Austria in Wien geblieben war. In Wahrheit glich das Angebot der Eintracht einer Beleidigung, weil die Frankfurter den Nationalspieler Stöger, als der aus dem Flugzeug stieg, nur noch für irgendso ein blasses Ösi-Würstchen hielten.

Als Trainer lässt Stöger längst Favorits erblassen in Deutschland. Der Wiener gilt, geschätzt von Berufskollegen, bereits als der dienstälteste Kölner Trainer in diesem Jahrtausend. Dass er sich bereits im vierten Amtsjahr befindet, überrascht ihn selbst. Er hat den FC nicht nur zurück in die erste Liga, sondern auch Ruhe in den Karnevalsklub gebracht, bei dem es Stögers Vorgänger nur selten lustig hatten.

Obwohl er kein Schlagzeilenlieferant ist, wurde Stöger am Rhein auch zu einem Medienliebling. Selbst in hochkarätig besetzten Fernseh-Diskussionsrunden nimmt es der 50-Jährige aus Wien-Favoriten rhetorisch mit den Deutschen auf, auch wenn’s von denen speziell im Fußball heißt, dass sie sich vor Mikrofonen ungleich besser als Österreicher verkaufen würden.

Befragt, was für Typen seine Spieler seien, antwortete Stöger in einer Sky-Livesendung: "Wenn Mütter einen idealen Schwiegersohn suchen, sind sie in unserer Kabine richtig." In der wird die Stimmung nach dem 3:0 über Freiburg wieder besonders gut gewesen sein.

Drei Spiele und noch kein Gegentor. Dazu sieben Punkte, die Kölns erste Tabellenführung seit 20 Jahren bedeuteten. Die der stets um Sachlichkeit bemühte Stöger am Freitagabend aber sofort relativierte: "Den ersten Platz sind wir am Samstag um 17.30 Uhr ohnehin wieder los." So war es dann auch: Der FC Bayern besiegte zum Auftakt des Oktoberfestes den FC Ingolstadt vor 70.000 Augenzeugen 3:1. Unter ihnen der Bald-Wieder-FC-Bayern-Boss und ehemalige Steuersünder Uli Hoeneß. Er sitzt wieder in der VIP-Loge statt in der Justizvollzugsanstalt Landsberg. Franz Beckenbauer ist nach einer Herz-OP und der öffentlichen Diskussion über finanzielle Ungereimtheiten indes schwer schonungsbedürftig. In Frankreich hat Europas Fußballers der Jahre 1983, 1984, 1985 – Michel Platini – nach seiner Sperre als UEFA-Präsident wenig Lust auf Stadion-Besuche. In Spanien muss Lionel Messi wegen Steuersünden immer wieder vor Gericht.

Wer weiß, welchen Lichtgestalten nicht noch im Zeitalter des gnadenlosen Enthüllungsjournalismus der Glorienschein genommen wird. So gesehen ist’s kein Zufall, dass der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino und der zum neuen Präsidenten der Europäischen Fußball-Union gewählte Slowene Aleksandar Ceferin den gleichen Beruf haben.

Beide sind Rechtsanwälte.

Kommentare