Oje statt Olé

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der Freitag, der 13., wird in die internationale Fußball-Geschichte eingehen.

von Wolfgang Winheim

über einen denkwürdigen Tag

Wer hätte das gedacht: Die FIFA sperrt Deutschlands Fußball-Kaiser, und die spanischen Kicker-Könige werden entthront.

Franz Beckenbauer geriet auf die Watchlist,weil er einen Fragebogen zur Bestechungsaffäre um die Katar-WM 2022 nur auf Deutsch beantworten wollte. Dass ihn die FIFA für 90 Tage aller Ämter enthob, obwohl er gar keines hat, fällt in die Kategorie grotesk. Dass Spaniens Weltmeister durch Sonn’ und Mond geschossen wurden, lässt sich mit dem Vollmond indes nicht seriös erklären.

1:5 gegen die Niederlande. Buenas Noches. So hoch verlor noch nie ein Titelverteidiger.

Noch im Februar waren mit Jasper Cillessen, Nigel de Jong und Daley Blind (legte Freitag zwei Tore vor) drei Spanien-Bezwinger von den Salzburger Bullen in der Europa League gedemütigt (1:6 ) worden. Und noch im Mai galt Spaniens Fußball als Maß aller Dinge, als Real die Bayern entzauberte, danach das Champions-League-Finale zum Madrider Derby wurde und mit dem FC Sevilla ein andalusischer Verein die Europa League gewann.

Abwehrrecke Sergio Ramos traf für Real gegen Bayern und im Finale gegen Atlético. Am Freitag ist der Champions-League-Held zum WM-Buhmann geworden, weil er entscheidende Laufduelle gegen Robin van Persie und Arjen Robben verlor. Gegen jenen Robben, der 2009 bei Real aussortiert worden war, worauf sich Bayern den vermeintlichen Versager schnappte.

Der Niederländer wurde in München zum Torgarant. So wie Landsmann Van Persie in Manchester. So wie der Pole Robert Lewandowski in Dortmund. So wie der Portugiese Cristiano Ronaldo in Madrid. Und so wie der Argentinier Lionel Messi in Barcelona.

Von Messis Fitness und Seelenzustand ist auch Argentiniens Nationalteam abhängig. Heute steigt es in die WM ein. Gegen Bosnien, das auch zu einem Blick zurück animiert.

Es war im November 1996, als der heutige Wiener Fußball-Präsident Robert Sedlacek Bosniens erstes Länder(heim) spiel nach dem Bürgerkrieg pfeifen und ich vom zerstörten Sarajevo aus berichten durfte. Italien ließ sich 1:2 besiegen.

Holzkreuze erinnerten daran, dass der Stadion-Trainingsplatz zum Massengrab umfunktioniert worden war. Im Hotel waren die ersten zwei Stockwerke ausgebrannt. Wir frühstückten neben Soldaten mit geschulterten Gewehren. In den Bergen vor der Stadt hockten noch die Serben.

Der Wiederaufbau werde Jahrzehnte dauern, sagte unser Chauffeur, der 19 war und aussah wie 30, nachdem er während des Unterrichts hatte miterleben müssen, wie drei Mitschüler von Granaten zerrissen wurden.

Heute steht den armen Bosniern nach der Unwetterkatastrophe das Wasser bis zum Hals. Nur die WM lenkt von ihren Sorgen an. Denn die Argentinier zittern vor dem Angriffsduo Edin DzekoVedad Ibisevic.

Wer hätte das gedacht?

Kommentare