Keine Gnade für die Alpen-Rabauken

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Freitagabend wurden zum Tiroler Derby 130 Sicherheitsbeamte geschickt.

von Wolfgang Winheim

über ein Erste-Liga-Skandal

Sie ist die erste Frau, die sich im österreichische Profi-Fußball als Präsidentin engagiert.

Diana Swarovski hat die Kickerei in Wattens wieder gesellschaftsfähig gemacht. Hat den Klub von der Regionalliga in die Sky Go Erste Liga gebracht. Hat neben einem feinen VIP-Bereich – nach dem Motto "Bring your family – während Spielen sogar einen Kindergarten am Fußballplatz installieren lassen. Hat, hat, hat ...

... hat nur nicht gedacht, dass "Fans" aus dem nur 17 Kilometer entfernten Innsbruck dermaßen eifersüchtig und aggressiv sein können.

Im Vorfeld des Derbys stand nach wüsten Drohungen sogar Personenschutz für die attraktive Präsidentin zur Diskussion, zumal Frau Diana die Prognose wagte, dass sie Wattens zu Tirols Nummer 1 machen wolle.

Das nach ihrem Vater benannte Kleinstadion in Wattens wurde beschmiert. Dass Gernot Langes, der im Rollstuhl sitzt, Innsbrucks Fußball mehrmals mit gewaltigen Finanzspritzen von der Auflösung bewahrte, stimmt Wacker-Hardcore-Fans nicht milder. Oder die dumpfen Typen scheren sich um Geschichte nicht.

Freitagabend wurden zum Tiroler Derby 130 Sicherheitsbeamte geschickt. Sogar die sollten kaum ausreichen. Denn als Wattens vor 5020 Augenzeugen nach einer Stunde dank attraktiver Tore 2:1 führte und sich keine Änderung des Spielstandes abzeichnete, erzwangen Wacker-Rowdys eine Unterbrechung, indem sie Bengalen aufs Feld warfen.

Vermummt

Nach 101 Minuten stand die Wacker-Niederlage endgültig fest. Danach sagte Wacker-Sportdirektor Alfred Hörtnagl mehrmals ins Sky-Mikrofon, dass er für das Verhalten der Fans Verständnis habe. Eine unverständliche Aussage. Die – wenn überhaupt – nur damit zu rechtfertigen wäre, dass (den ehemaligen Rapid-Sportdirektor) Hörtnagl Angst vor der Wut gewaltbereiter Fans plagt. Letztere versuchten, während Hörtnagl noch schaumgebremst im TV herumredete, zum Teil vermummt und mit Stangen bewaffnet, die Kabine der Wacker-Verlierer zu stürmen. Ein trauriges Novum in der heimischen Fußballgeschichte.

Festnahmen

Laut Polizei , die Lynchjustiz an Fußballern gerade noch verhinderte, wurden sechs Personen festgenommen und zwei Uniformträger verletzt.

Galten lange Zeit vorwiegend Rapidler und Austrianer als die Bösen, so drohen unerfreuliche Behördenberichte mittlerweile selbst nach Spielen der zweithöchsten Leistungsstufe (in der es auch beim Linzer Derby regelmäßig kracht) Alltag zu werden.

Gnadenlose Konsequenzen, wie sie Innsbruck-Präsident Josef Gunsch 13 Stunden nach dem Skandal schriftlich versprach, haben selbstverständlich zu sein. Ungeachtet dessen stellt sich die beklemmende Frage, wie sich Gewaltbereite erst verhalten, sollte es einmal nicht bloß um Fußball und Vereinsfarben, sondern ums täglich Brot gehen?

Kommentare