Zwischen Tauwetter und Eiszeit

Zwischen Tauwetter und Eiszeit
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Geld scheint für die asiatischen Veranstalter keine Rolle zu spielen.

von Wolfgang Winheim

über die olympischen Werte

Allein schon die an Gigantismus grenzende Eröffnungszeremonie zeigte: Geld scheint für die asiatischen Veranstalter keine Rolle zu spielen.


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Als nach zwei Stunden das olympische Feuer entzündet wurde, befand sich Ski-Präsident Peter Schröcksnadel in Innsbruck erst auf dem Weg zum Flughafen. Bleibt zu hoffen, dass er auch die Schlussfeier vor Ort versäumt. Sagt er doch: „Nur wenn’s schlecht für uns läuft, flieg’ ich net früher heim.“

Anna Veith, die von der ÖSV-Kritikerin zum Präsidenten-Fan gewordene Olympiasiegerin 2014, trug die rot-weiß-rote Fahne in die Arena. Der österreichischen Delegation folgte die russische. Deren Fahne schwang kein Russe, sondern ein koreanischer Volunteer – zur Strafe wegen staatlich gesteuertem Dopings.

Nordkoreas „Kronprinzessin“ Kim Yo-jong (= Schwester des Diktators) verfolgte, auf der Ehrentribüne ein paar Meter neben US-Vizepräsident Mike Pence sitzend, die Stimmung emotionslos.

Ein Athlet von der Pazifik-Insel Tonga marschierte bei Minusgraden mit nacktem Oberkörper ein. Während viele kältegewohnte Topsportler aus Nordeuropa im Dorf blieben.

Die Spiele gleichen einem Wechselbad zwischen Tauwetter und Eiszeit. Nicht nur aus internationaler Sicht. Auch in Österreich können sich viele – lässt man Online-Foren als Stimmungsbarometer gelten – für PyeongChang noch nicht erwärmen. Zudem lasten erneut dunkle Wolken über dem hierzulande glorifizierten Skisport.

Nachdem pünktlich zum Hahnenkamm-Wochenende das Kitzbüheler Ski-Idol Toni Sailer posthum an den Pranger gestellt worden war, werden von der Süddeutschen Zeitung pünktlich zum Olympia-Start auch Missbrauchsvorwürfe gegen Sailers einstigen Mitstreiter Karl Kahr erhoben.

Karl wer?

Der heute 85 Jahre alte Maurer aus der Steiermark hatte von 1966 bis 1970 erfolgreich die ÖSV-Damen gecoacht; ließ sich als Wachsler-König feiern; förderte – im Gegensatz zu Torlaufspezialisten à la Hansi Hinterseer – verwegene Abfahrer wie Franz Klammer und Josef Walcher.

Kahr war bewunderter Fachmann und gnadenloser Schleifer zugleich. Ist aber heute nur noch eine regionale Ennstaler Größe.Der Schladminger Hans Knauß hat den Schladminger Kahr längst an Bekannt- und Beliebtheit übertroffen. Was auch an der ORF-Präsenz von Knauß liegt.

Nie hätte der Hahnenkammsieger 1999 gedacht, dass er noch an seinem 47. Geburtstag bei Olympia 2018 als Erster durchs Ziel fahren wird. Wenn auch nur als ORF-Kamerafahrer mit dem Mikrofon vor’m Gesicht. Honoriert mit 500 Euro täglich. Dafür darf der topfitte Weltcup-Taglöhner Werbung auf Trikot und Helm machen. Nur bei Olympia ist das Knauß wie allen Olympiastartern ausdrücklich verboten. Weil die IOC-Großsponsoren auf ihre exklusiven Werberechte pochen. Und Geld für die großen Herren der Ringe somit doch die größte Rolle spielt.

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