Final-Stimmung in Moll

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Zum Glück hat Kröll „nur“ Arm- und Schulterverletzungen erlitten.

von Wolfgang Winheim

über das Weltcup-Finale in Lenzerheide

Es muss erst was g’schehen, bis was g’schieht. 730 Kilometer von Wien entfernt bewahrheitete sich im Skizirkus wieder einmal ein alter Wiener Kaffeehausspruch.

Erst nach dem Sturz von Klaus Kröll erfolgte in Lenzerheide der Abbruch eines Super-G, der laut Meinung der meisten Rennläufer nie hätte gestartet werden dürfen.

Der Sturm der Entrüstung wird sich so schnell nicht legen, nachdem die FIS zehn Mann in eine Windlotterie jagte. Davor waren wie so oft zu unterschiedliche Interessen aufeinandergeprallt.

Einerseits wollte die Jury nach der Abfahrts-Absage mit einer weiteren Absage die finale Entscheidung um den Gesamtweltcup nicht abwerten, dem Norweger Aksel Lund Svindal nicht die letzte große Chance rauben und Marcel Hirscher nicht kampflos zum Pokalsieger machen.

Andrerseits fehlte der Mut zu einer Entscheidung, indem die Jury die Verantwortung abschob, zuerst die Trainer abstimmen (5:5) ließ und danach die Läufer fragte.

Die Folge war ein fauler, folgenschwerer Kompromiss. Seither herrscht auch bei Hirscher Final-Stimmung in Moll.

Zum Glück hat Kröll „nur“ Arm- und Schulterverletzungen erlitten. Aber es hätte schlimmer kommen können. Keiner weiß das besser als der Lenzerheide-OK-Chef Silvano Beltrametti, der vom Zielraum aus schuldlos das Jury-Desaster mitverfolgen musste. Beltrametti, 33, sitzt seit elf Jahren, seit seines Abfahrts-sturzes in Val d’Isère, im Rollstuhl.

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