Muthgasse 2.0

Die Gegend rund um die Muthgasse ist gar nicht sooo übel. Schließlich entsteht ein neuer Stadtteil.

von Mag. Leila Al-Serori

über Heiligenstadt

Wenn ich nach meinem Arbeitsplatz gefragt werde und mit "KURIER" antworte, fragen die Menschen gerne: "Seid ihr nicht kürzlich umgezogen?" Dazu ein mitleidiger Blick, dem ein "Und wie ist Heiligenstadt so?" nachgeworfen wird. Schließlich war der KURIER jahrzehntelang in der Lindengasse angesiedelt, im hippen siebten Bezirk, im Herzen der Stadt.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten am neuen Standort, die vor allem ein Lieferservice auslöste, der unsere Frühlingsrollen einfach immer zur Kronen Zeitung brachte, kann ich nun sagen: Die Gegend rund um die Muthgasse ist gar nicht sooo übel. Zumindest soll sie bald nicht mehr sooo übel sein. Schließlich ist hier ein Stadtentwicklungsgebiet. Bisher prägen Büros, das Krone-Hochhaus und Parkplätze die Gasse. Aber das soll sich ändern, es wird fleißig gebaut: Bis zu 1000 Wohnungen will die Stadt schaffen, ein neuer Stadtteil, so groß wie der halbe achte Bezirk, entsteht. Die Muthgasse als Herzstück soll "gestalterisch attraktiviert" werden. Wer die Gegend kennt, weiß um die derzeitige "gestalterische Unattraktivität". Potenzial ist also da.

Die Entwicklung der Muthgasse ist auch eine große Chance für die High Line Vienna, von der ich vergangene Woche berichtet habe. Die verlassene Stadtbahntrasse liegt nämlich gleich daneben, könnte ein grüner Rückzugsort im neuen Stadtteil werden. Dass aus der Trasse ein Park wird, ist übrigens nicht nur eine fixe Idee einer arbeitsbedingten Neo-Heiligenstädterin, sondern auch ein Wunsch Hunderter Leser, die den Artikel auf Facebook geteilt, kommentiert oder eMails geschickt haben. Also, liebe Verantwortliche: die Wiener High Line hat Fans. Und auch die Muthgasse 2.0 würde profitieren, wäre sie doch viel schöner mit einem integrierten Park auf der denkmalgeschützten Otto-Wagner-Bahntrasse.

Wenn dann künftig die Menschen nach meinem Arbeitsplatz fragen, könnte ich ganz entspannt sagen: Gleich bei der High Line. Gar nicht so übel also.

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