In den allerbesten Händen

Im Krankenhaus und doch dabei: Auch im Spital von Vail ist die Ski-WM ein ständiger Begleiter.
Christina Pertl

Christina Pertl

"Wie heißt sie? Anna Fennin..." – als Österreicher hilft man gerne mit den fehlenden drei Buchstaben aus.

von Christina Pertl

über amerikanisches Krankenhauspersonal

"Wow, Austria!" Diesen Satz hört man im Vail Valley Medical Center oft. "Ihr habt den anderen ja ganz schön in den Arsch getreten", sagt Ashley, eine der Physiotherapeutinnen. Trotz Schichtdienst im Krankenhaus verfolgt die durchtrainierte junge Frau mit dem blonden Pferdeschwanz genau, was während der WM in Beaver Creek passiert. Beim Damen-Super-G war sie vor Ort.

"Wie heißt sie? Anna Fennin..." – als Österreicher hilft man gerne mit den fehlenden drei Buchstaben aus. "Yes, genau die. Wahnsinn! Und Tina Maze, die ist wie eine Maschine", sagt Ashley fachkundig. Zum zweiten Durchgang des Herren-Riesentorlaufs will sie wieder vorbeikommen. "Dann können wir gemeinsam schauen", sagt die 25-Jährige in der weißen Fleece-Jacke, während sie das lädierte rechte Knie der Sturzpilotin vorsichtig abbiegt. Es lässt sich aushalten. Überhaupt lässt es sich, so die Schmerzen einmal nachgelassen haben, im medizinischen Zentrum von Vail ganz gut aushalten. Das Personal ist nicht nur aufgesetzt freundlich, die Ärzte nehmen sich Zeit, um auch den letzten Fachbegriff zu erklären – und dann ist da natürlich noch die Speisekarte. Das Menü, aus dem man als Patient auswählen kann, ist – man kann es nach zwei Wochen in den USA nicht anders sagen – "amazing". Von fünf verschiedenen Varianten, wie man sich sein Frühstücksei bestellen kann, über eine zweistellige Auswahl an Sandwich-Sorten bis hin zum Honig-glasierten Lachs – mit dem Klischee vom Krankenhaus-Fraß hat das hier nichts zu tun. Als US-Spitalsdebütantin habe ich freilich keine Vergleichsmöglichkeiten.

"Really? Echt? Ja, schön, dass du uns bei deiner Premiere beehrst", sagt Erich, der während der Nacht für die vielen technischen Apparate zuständig ist, die neben dem Bett stehen. Einer davon scheint immer blinken oder piepen zu müssen. Vorzugsweise jener, der den Sauerstoffgehalt misst. "Ja, der nervt mich auch", sagt Erich verständnisvoll. "Wir können ihn einfach ausschalten." Naja, wird schon wissen, was er tut, der junge Mann. Neigt sich der Aufenthalt dem Ende zu, steigt die Frequenz der Besucher an so einem Krankenbett drastisch an. Die Bandbreite an Fachbereichen, die es in so einem Spital gibt, hatte sich mir bisher noch nicht erschlossen – gut, warum auch?

Da gibt es die ältere Dame aus der Administration,die sich nach der Versicherung erkundigt (auch sie ist von der rot-weiß-roten Medaillenausbeute begeistert); den "Case Manager" Jeff, der fragt, ob er bei der Flugumbuchung behilflich sein kann; Sean, der die Maschine erklärt, die das lädierte Bein in Bewegung hält – das allerdings schon seit 24 Stunden und ganz ohne Einführung. Und natürlich Brett, den Assistenzarzt aus Dr. Steretts Team, der beschreibt, was am Vortag geschehen ist – zunächst im OP, dann auf der Piste in Beaver Creek , auch Brett ist ein ausgewiesener Ski-Fan.

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