sex IN DER FREIZEIT: Kleiner, aber feiner

sex IN DER FREIZEIT: Kleiner, aber feiner
Intimchirurgie bei Männern boomt - laut aktuellen Zahlen belegen Penisvergrößerungen bereits den siebten Platz aller schönheitschirurgischen Eingriffe bei Männern. Das macht nachdenklich.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Die Frage ist nämlich: Rentiert sich so viel Autsch überhaupt und führt einen 18-Tonner im Schritt wirklich zu mehr Lebensfreude? Meine Zweifel sind da recht groß. Wie man das gute Stück auch drehen, wenden und allenfalls zur Hand nehmen mag - es ist und bleibt vor allem eines: sehr heikel. Vor allem für Männer ist der Penis ein unumstrittener Stützpunkt des Egos: Ich habe einen Schwanz, also bin ich. Ein Selbst-Verständnis, das auf den ersten Blick unglaublich simpel klingen mag, aber leider nicht immer für das große Glück steht. Das können Sie ruhig wörtlich nehmen, lautet die Formel doch: Mit der Größe und dem Volumen des männlichen Geschlechtsteils steigen (und fallen) Selbstbewusstsein, Omnipotenzgefühle und, tja, die Lebens- bzw. Liebenszufriedenheit. Wien, Paris, New York: Der Penis sitzt. Von diesem Motto können manche allerdings nur träumen, hat sie die Natur doch - subjektiv betrachtet - minder bedacht. In deren Gehirn treibt der Miniwertigkeitskomplex sein Unwesen. Viele Herren fühlen sich "da unten" zu schwach, zu kurz, zu schmal. Gut für die Beauty-Industrie: Die Zahl der Männer, die ihren Zipfel in die routinierten Hände vom Mackie Messer ihres Vertrauens legen, steigt so beständig wie eine gute Erektion: " Penisvergrößerungen belegen bereits den siebten Platz der schönheitschirurgischen Eingriffe bei Männern", berichtete unlängst der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, Dr. Sven von Saldern. Da wird dann etwa am "Penisbändchen", ein Bindegewebeband, herumgeschnipselt - sodass der Penisschaft um ein, zwei, gar drei Zentimeter zeigefreudiger wird. Anschaulich: Er schlupft etwas mehr "aus der Bauchdecke". Die Zentimeterware kostet an die 3.000 Euro. Nicht minder beliebt ist Breitenwirkung - die virile Sehnsucht nach dem genitalen Dickmann ist groß, also sorgen Chirurgen für mehr Volumen. Dazu etwas aus der Kategorie Wissen, das nix nützt, aber auch nicht schadet: Der Durchschnittspenis ist laut einer Studie erigiert 14,48 Zentimeter lang bei 3,95 Zentimetern Durchmesser. Vielleicht brauchen Sie das ja mal als Smalltalk-Thema. Doch Achtung: Nicht geeignet im Umgang mit Vorgesetzten! Was der "Blow-up"-Effekt in der Praxis allerdings bringen soll, ist schon sehr fragwürdig. Beim Verkehr wohl kaum etwas - wo doch Frauen bekanntlich eher durch die beherzte Liebkosung ihrer Klitoris zum Orgasmus kommen als durch Giganten im Schritt. Vermutlich geht es um Imagewerte - wer genug gespart hat, um ein abgebrochenes Soletti gegen ein mächtiges Salzstangerl zu tauschen, wird gerne zugreifen. Und für manche Männer fühlt sich das Leben mit einem 18-Tonner da unten eben lebenswerter an. Es ist ja nicht so, dass das Thema "Penisgröße" gesellschaftlich keinen Stellenwert hat. Im Internet, gibt es eine Seite, die Fakten in übersichtliche Weltkarten packt. "TargetMap" heißt die, und wer dort im Suchfeld das Schlüsselwort "Penis" eingibt, wird vielfach fündig. So gibt es Karten, wo die weltweite Relation zwischen "Penisgröße und Verkehrsunfällen" dargestellt wird, ebenso wie jene mit "Penisgröße und nationale Schulden". Und natürlich gibt es die Weltkarte der Schwanzgrößen - nur so viel: Die Österreicher stehen mit ihren 14,16 cm eher schwach da. Egal, wo es doch viel wichtiger ist, was einer mit den 14,16 Zentimetern so anstellt. gabriele.kuhn(at)kurier.at

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