Unsere Trenn-Kost
Daran lässt sich perfekt ablesen, wie der Mann nebenan funktioniert.
Sie
Ich faste, also bin ich... ein Wesen von einem anderen Stern. Zumindest im Hufnagl-Kuhn’schen-Universum. Der Zwergplanet von nebenan kann und will nicht glauben, dass sich ein Mensch tagelang fleischlos, schokolos und weinlos ernähren möchte. Und stattdessen versucht, sich dem Charme von Gemüsecurrys, veganer Suppen und heißen Wassers sanft anzunähern. Sein Unverständnis geht so weit, dass er mir ein mehr oder weniger spirituelles Nahe-Verhältnis mit einem Yogalehrer andichtet: Schatzi, ehrlich, wer steckt hinter dem Schwachsinn?
Sonnengrüße
Daran lässt sich perfekt ablesen, wie der Mann nebenan funktioniert. Ihm käme eine Fastenkur auf freiwilliger Basis niemals in den Sinn. Eher würde er zehn Jahre lang pünktlichst für das Her- oder Wegräumen unserer Gartendusche schriftlich garantieren. Außer jedoch, es würde sich oben erwähnter Yogalehrer mit XX-Chromosomensatz höchstpersönlich des Fastenbrechers annehmen und ihm das Wurzelchakra kraulen. Ui, da würde der Gute auch schon Sonnengrüße hinlegen, wie man sie noch nie gesehen hat. Und ich bin mir sicher: Er würde die Dame auf einen Krug heißen Wassers einladen und einen langen, schleimigen Vortrag über die Vorteile dieses Getränks halten. Überambitioniert, wie er in solchen Fällen sein kann, würde er schließlich noch eins drauflegen und Halbedelsteine im Krug versenken: Weil das „total gut für die Lebensenergie ist und schön schwingt.“ Aber so. So bin’s ja nur ich. Daher sagt er angesichts der heißen Tassen: „Bist du deppert, ist das vielleicht grauslich.
Paaradox-Auftritte: 18. 3. und 28. 4. im Wiener Rabenhof, 10. 5. in Rothneusiedl (Rothneusiedlerhof)
Er
Man möchte glauben, die Liebste würde halt ein bisserl fasten, wie es derzeit oft vorkommt. Aber das stimmt so nicht im Geringsten. Denn wenn gnä Kuhn den Entschluss zu einer präayurvedischen Seelenwanderung fasst, entsteht ruckzuck eine spezielle Aura. Nämlich jene, dass ich sogar im Schlaf ihre Balance-Mantras vor mich hin murmle, weil mir eine unbewusste Kraft permanent Reinheitsgebote diktiert. Meine Frau verzichtet nicht nur auf Fleisch oder Alkohol, sondern ernährt sich seit Tagen auf eine Art, die mich an sämtlichen Grundgesetzen der Sinnlichkeit zweifeln lassen. Sie steht sogar früher auf, um in spiritueller Gelassenheit einen Getreidebrei zu erschaffen, dessen Ästhetik irgendwo zwischen Großstadtschneeschmelze und Spachtelmasse angesiedelt ist.
Der Selbstversorger
Das macht unser Leben derzeit ein bisserl kompliziert. Denn ich bringe in Anbetracht ihres Dinners (Broccolisuppe mit Tofu-Eckerln) auf die Frage „Magst du auch etwas, tät’ dir nicht schaden?“ partout kein „Ja, gerne“ über die Lippen. Stattdessen wurde ich in einem Paralleluniversum zum Selbstversorger, der sich heimlich ernährt. Und zwar nicht deshalb, weil mich das schlechte Gewissen des Sünders plagt, sondern weil sie den Anblick meines Genusses nicht erträgt. Sie sagt dann: „Musst du die Spaghetti unbedingt vor meinen Augen essen?“ Also verzichte ich auf TV-Grissini und verschanze mich mit jeder Schokorippe im Keller. Im Gegenzug preist sie im Stakkato die Renaissance ihres inneren Wohlbefindens, gönnt sich noch ein gutes Achterl heißes Wasser und sagt, was zu sagen ist: „Jetzt schau’ nicht so!“
Neu, Solo-Programm „Abend mit einem Mannsbild“, nächster Termin: 6. 4. in der Stadtgalerie Mödling.
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