Fröhliche Festmahlzeit!
„Wie war’s so?“ Nun, es war so ... lala.
Sie
Bei unseren Lesungen bringe ich um die Weihnachtszeit gerne die Wut-Kolumne aus dem Vorjahr zum Besten – die in folgendem Satz mündet: „In diesem Sinne freue ich mich schon auf den Heiligen Abend und auf die Geschichte Als der Waldbauernhufi das Weihnachtsessen holen ging.“ Ich finde, der Tag nach dem Fest ist eine gute Zeit für ein Waldbauernhufi-Resümee, verbunden mit der Frage: „Wie war’s so?“ Nun, es war so ... lala.
Stange versus Knolle
Stimmt, die feiertägliche Weihnachts-Einkaufsliste geriet besonders lang. Nicht nur. Es befanden sich darauf viele – aus seiner Sicht – „komische Sachen“. Dinge jenseits von Eier, Butter, Milch und Fleisch. Stangensellerie etwa, die er mit der Frage Ist das eh das Runde? verquickte und die ich mit der Gegenfrage Warum glaubst, heißt es STANGENsellerie? konterte. Stirnrunzeln, Nachdenken: Ah so, stimmt. Auch nicht einfach: die Sache mit dem Mehl. Glattes Mehl kennt er, beim griffigen hapert’s ein wenig. Also rief er mich live vom Mehl-Regal aus an und flüsterte: Du da sind so viele Mehls, aber alle glatt. Ich glaub’, das Griffige wird nicht mehr produziert. Ich zählte bis drei und sagte nur: Erst schauen, dann reden.
In der Tat: Zwei Stunden später kam Waldbauernhufi mit fünf Packerl n vom Griffigen heim, O-Ton: Gleich auf Vorrat, damit wir dann nicht wieder suchen müssen. Ich erwiderte nur: Wer bitte ist in dem Fall WIR? So weit, so komplex. Total verworren wurde es aber mit dem Einkaufslistenposten „Granatapfelkerne“. In Waldbauernhufis Hirnwindungen ist ein Apfel als Apfel verankert – egal, ob vorher „Granat“ steht oder etwa „Aug“. Also kam er ohne das Zeugs heim – aber mit einer Art Trostpflaster: Dafür hab’ ich Rollmöpse gekauft. Die magst du so gerne. Ehrlich: Wer kann da sauer sein?
Er
Im vergangenen Jahr bestand ich erstmals darauf, meinen Anteil zum Weihnachtsmenü beizutragen und kredenzte der Festgesellschaft als Vorspeise ein Saiblingstartar, über das heute noch über die Landesgrenzen hinaus gesprochen (wenn nicht sogar ehrfurchtsvoll geflüstert) wird ... glaube ich halt. Daher wollte ich dem neu erlangten Ruf als grand maître d’hors-d’œuvre auch 2016 gerecht werden und überlegte ab Ende Oktober, welches Oh là là ich denn zu zaubern gedenken würde.
Am 22. Dezember hatte ich noch immer keine Entscheidung getroffen, weil leider wichtige Dinge wie Schneeschaufeln, Teelichterkauf oder die Slalom-Übertragung aus Madonna mich von einem würdigen Denkprozess abhielten. Das aber irritierte die Liebste ein wenig, zumindest interpretierte ich ihre Worte so („Sag’ einmal, bist du völlig verrückt, ...“). Das größte Problem von gnä Kuhn ist ja, dass ihr meine Gelassenheit fehlt. Ein Umstand, der speziell zu Weihnachten in der einen oder anderen emotionalen Zuspitzung gipfelt.
Wer suchet, ...
Also begaben wir uns einen Tag vor dem Heiligen Abend als trautes, hochheiliges Paar gemeinsam auf Vorspeisensuche. Dabei blätterten wir in 27 Kochbüchern, sie hektisch („Na bravo, genau so habe ich mir das vorgestellt“), ich fasziniert („Erstaunlich, was es in der Schmankerlwelt alles gibt“). Um endlich ein Gericht zu finden, das auch mit meinen mitunter limitierten Einkaufs- und Zubereitungspotenzialen machbar sein sollte. So bastelte ich uns allen stundenlang eine sehr feine Winterwurzelsuppe mit Thymian-Maronen, und als mir meine Frau laut lachend das Karamellisieren abnahm, dachte ich mir wieder einmal: Himmel, sie ist echt die beste!
Unser nächster Paaradox-Auftritt: 31. 12. in Klosterneuburg (Babenbergerhalle, Silvester-Special).
Twitter: @MHufnagl
Kommentare