Jö, ein paar Glücksfischerln!

Romantisch. Oder?
So ein Fest will gut geplant sein, meint sie. Oder auch nicht, meint er.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

In den ersten Jahren unserer Beziehung bin ich auf den Schmäh noch hereingefallen.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Die letzten Wochen des Jahres sind bei uns daheim recht dicht. Es gibt viele Anlässe, zu feiern: unsere Geburtstage, unser Kennenlern-Tag, Weihnachten, Jahreswechsel. Zumindest ich wäre da in Nonstop-Champagnerlaune. Da ich ein organisierter Mensch bin, stelle ich ihm folglich schon im Spätsommer die Frage: Wie, wo, mit wem feiern wir? In der Hoffnung, dass der Mann nebenan auch einmal so was wie eine Idee hat. Aber Pech. Statt Antworten wie „Keine Sorge, Baby. Ich habe schon eine Wundertüte an Überraschungen in petto und alles im Griff“ kriege ich immer nur ein supercooles „Du, lass uns das doch total spontan entscheiden, wenn’s dann so weit ist. Aus dem Bauch heraus, wie wir Lust haben.“ In den ersten Jahren unserer Beziehung bin ich auf den Schmäh noch hereingefallen. Bis ich erkennen musste, dass seine spontan gefühlte Silvester-Wundertüte über die Organisation von Glücksfischerln für die Mitternachtseinlage kaum hinausgeht. Im Grunde will er nämlich nur eines: nix.

Hingegossen

Falsch. Feiern möchte er schon. Und zwar laut, lang, lustvoll. Denn natürlich liebt er die Vorstellung, irgendwo hingegossen, von Damen mit Taubenbrust-Häppchen gefüttert zu werden, während er an Rotweinkelchen nippt und den Plauderwastel gibt. Aber die Orgie organisieren? Er. Sicher. Nicht. Denn, huch, wer trägt am nächsten Tag die leeren Flaschen weg und macht die Bude wieder salonfähig? Alleine der Gedanke an Einkaufslisten, To-do-Papiere oder der Rasterfahndung nach dem besten Räucherlachs erzeugt bei ihm akutes Nervenreißen. Also werden wir auch heuer wieder zum Läuten der Pummerin total originell Blei ins Wasser plumpsen lassen, um das 16. Mal darüber zu streiten, wer das schönste Phallussymbol gegossen hat. Andererseits heißt’s ja so schön: In der Ruhe liegt die Kraft. Frohes 2014.

Twitter: @GabrieleKuhn

Er

Das ganze Leben ist ein Plan. Es vergeht kein Heute ohne Gedanken an kommende Tage, Wochen und Monate. Kein Morgen ohne Nachmittagsdesign und kein Abend ohne Stundenplankontrolle. Schon gar nicht, wenn man mit der Dame dort drüben verheiratet ist. Gäbe es eine Weltmeisterschaft im Kalenderdauerabgleichen, hätte sie den Titel auf ewig sicher. Denn das Spontanste, was wir tun, ist das Annehmen einer Einladung zum Grillen für Juli 2015 nach nur drei Tagen Bedenkzeit. Unsere Urlaubsplanung läuft immer nach demselben Prinzip: Sommerdestinationen müssen vor dem Kamin, Winterreisen im Schanigarten besprochen und organisiert werden. Und auch wenn das hundert Mal so sein muss, weil man sonst Sommer und Winter in der öden Pension „Alltag“ verbringen muss, so nervt es mich trotzdem hundert Mal.

Pflegeleicht

Silvester ist diesbezüglich natürlich keine Ausnahme. Auch da lautet ihr Motto: Nach dem Neujahrsspringen ist vor dem Neujahrsspringen. Heißt: Sobald der letzte Bulimiker einen Telemark jenseits des K-Punkts gesetzt hat, geht quasi schon die Frage nach dem nächsten Event über den ehelichen Schanzentisch. Und da ich sehr pflegeleicht bin, sage ich aus Bequemlichkeit gerne: Mir ist alles recht, Hauptsache, ich habe keine Hack’n damit. Nur: Das spielt es in den meisten Fällen nicht. Erst unlängst, also vor zwei, drei Jahren gebar meine Frau die Idee für ein Open House 2014. Feine Sache. Nur mit dem kleinen Haken, dass Stehtische, Geschirr und Flaschen zwar nicht gehen, aber rufen können: „Miiiichaeel. Hier sind wir, hol’ uns, schlepp’ dich auf einen Dodel, damit deine Liebste sich fühlen kann wie bei einem dieser großen Empfänge im Haus am Eaton Place.“ Und so war es am Ende auch. Eine gelungene Sache sogar. Sollten wir demnächst wieder einmal machen. In diesem Sinn: Frohes 2016.

Twitter: @MHufnagl

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