Man sollte zwei Mal nachdenken, ehe man freiwillig seine Interessensvertretung aufgibt

von Birgit Braunrath

über die scheinheilige FPÖ-Haltung zur Pflichtmitgliedschaft

Dass die FPÖ selten mit zukunftsträchtigen Ideen auffällt, liegt vermutlich an ihrem Identitätsverständnis. Dass sie darauf beharrt, Österreich, das im Nichtraucherschutz ohnehin zurückliegt, noch weiter auf den Status eines Entwicklungslandes zurückfallen zu lassen, hat doch einige erstaunt.

Ebenso wie das sture Trommeln des Begriffs Zwangsmitgliedschaft. Selbstverständlich bedarf das Kammersystem einer umfassenden Frischzellenkur. Jedoch ist es gefährlich, damit eine De-facto-Abschaffung einzuleiten. Denn das bewusste Aushebeln der Sozialpartnerschaft durch Aufhebung der gesetzlichen Mitgliedschaft in den Kammern würde automatisch zu einer Entsolidarisierung führen. Und Entsolidarisierung geht stets mit einer Enttabuisierung ethisch fragwürdiger Parolen und Forderungen einher – genau das stärkt die Lebensgrundlage der FPÖ.

Somit ist die Position der FPÖ logisch. Aber man sollte lieber zwei Mal nachdenken, ehe man scheinheiligen Anti-Bonzen-Slogans auf den Leim geht und in unsicheren Zeiten seine Interessensvertretung aufgibt.

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