Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Zaunzeit.

von Guido Tartarotti

über das Wesen des Zauns und Christian Morgenstern.

Wir leben ja im Zaunzeitalter (die korrekte historische Abfolge lautet: Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Zaunzeit). Viel wird über das Wesen des Zauns geschrieben. Ungeklärt ist die Frage: Sperrt ein Zaun die Ausgezäunten aus oder die Eingezäunten ein? Wenn der Zaun nicht mehr Zaun genannt wird, heißt dann der Vogel künftig Türmitseitenteilenkönig? Braucht der Zaun die Pfosten, oder brauchen die Pfosten den Zaun? Und: Gehören die Zwischenräume zum Zaun, oder sind sie seine Unterbrechung?

Und damit sind wir endlich beim genialen Dichter Christian Morgenstern, den man in der Zaundebatte längst zu Wort hätte bitten müssen. Er schrieb vor über 100 Jahren:

Es war einmal ein Lattenzaun, mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.

Ein Architekt, der dieses sah, stand eines Abends plötzlich da –

und nahm den Zwischenraum heraus und baute draus ein großes Haus.

Der Zaun indessen stand ganz dumm, mit Latten ohne was herum,

ein Anblick grässlich und gemein. Drum zog ihn der Senat auch ein.

Der Architekt jedoch entfloh, nach Afri- od- Ameriko.

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