Unhöflichkeit? Ich kann nichts dafür, meine Sucht zwingt mich dazu!

von Guido Tartarotti

über Ausreden und echte Süchte.

Was täten wir Menschen nur, gäbe es das Wort „ Sucht“ nicht? Wir hätten keine Ausreden mehr. Und noch schlimmer: Wir hätten nichts, um uns interessant zu machen.

(Hier ist ein Einschub nötig: Echte Abhängigkeit ist eine furchtbare Krankheit. Aber nicht jeder, der einmal etwas Unsinniges gekauft hat, nicht jeder, der manchmal um drei Uhr früh einen Krapfen verschlingt, nicht jeder, der ein unübersichtliches Privatleben oder einen flexiblen Umgang mit den Idealen der Monogamie pflegt, ist kauf-, fress-, sex- oder sonstwas-süchtig. Einschub Ende.)

Letzter Schrei in der Produktpalette der Modesüchte ist die „Smartphone-Sucht“. Wenn jemand ständig auf seinem Handy herumwischt, dann benimmt er sich nicht einfach schlecht, nein, er ist „smartphone-süchtig“ und verdient Aufmerksamkeit statt Kritik. Unhöflichkeit? Ich kann nichts dafür, meine Sucht zwingt mich dazu! Und falls Sie jetzt sagen, Sie haben in der Regel kein Problem, das Handy wegzulegen: Ja, tut uns leid, aber Sie sind nicht interessant. Melden Sie sich wieder, wenn Sie sich eine Sucht zugelegt haben, die für Gesprächsstoff sorgt.

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