Wenn Krokodile weinen
Erst im Abgang entfaltet eine Politik-Karriere wohlschmeckende Noten wie Anerkennung
Wir Wähler wissen bereits: Politik ist kein Picknick, das Parlament kein Ponyhof, der Ministerrat kein Mädchenpensionat und ein Wahlkampf kein Wattebausch-Werfen. Dennoch ist die fortschreitende Verrohung im politischen Diskurs selbst für nervenstarke Zuschauer belastend.
Gestern waren dann plötzlich alle auf drei in der Kuschelecke:
Der gefürchtete ÖVP-Klubdrache schwärmt vom „Konsens in wichtigen Punkten“ mit einer Grünen? Der SPÖ-Bundesgeschäftswauwau nennt eine Grüne eine „wichtige Verbündete“? Und der FPÖ-Generalmobilmacher spricht von einer „intelligenten, selbstbewussten Frau“ und meint eine Grüne?
Schon Reinhold Mitterlehners Abgang zeigte deutlich: Erst im Abgang entfaltet eine Politik-Karriere wohlschmeckende Noten wie Anerkennung und Respekt. Eva Glawischnig ging es gestern ähnlich. Und nein, es ist kein Konstruktivitätsvirus ausgebrochen. Nur das überparteiliche Abschiedsprozedere. Böse Zungen nennen dieses Gruppenkuscheln „Krokodilstränen“. Aber wieso eigentlich nicht? Wenn die Krokodile weinen, beißen sie wenigstens nicht.
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