Weggedrückt

Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Wer öffentlich Anrufe wegdrückt demonstriert, wie viel Macht er in einem Finger hat

von Birgit Braunrath

über Junckers läutendes Handy

Es zählt zu den täglichen kleinen Infamien, die niemanden mehr irritieren, weil garstiges Benehmen, das sich hartnäckig hält, irgendwann als stubenrein gilt:

Das Wegdrücken – jener winzige Fingerzeig, der entlarvt, ob einem jemandes Anruf wert ist, angenommen zu werden oder nicht. Man könnte auch gar keine Anrufe zulassen, wenn der Zeitpunkt gerade unpassend ist, weil man etwa öffentlich auftritt. Wer jedoch erst läuten lässt und dann per Daumen rauf / runter entscheidet, ob er abhebt, der demonstriert, wie viel Macht er in einem Finger hat.

So wie Jean-Claude Juncker am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit dem slowakischen Regierungschef Robert Fico: Mitten im Text greift er zum Handy und sagt feixend: „Sorry, das ist meine Frau.“ Drückt weg, hebt den Blick mit einem Grinser, breiter als eine sechsspurige Autobahn, und ergänzt: „Nein, es war Frau Merkel.“

Der Rest war Männergelächter. Offen blieb nur die Frage, ob das Wegdrücken der Ehefrau oder der Kanzlerin mutiger gewesen wäre. Sicher ist hingegen eines: Der Satz „Nein, es war Herr Fico“ hätte in einer ähnlichen Situation kaum Interesse erregt. Aber Fico lachte am lautesten.

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