Stunde der Heuchler

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Johannes Dürr ist jetzt der ideale Sündenbock.

von Guido Tartarotti

über Doping im Spitzensport

Merke: Eine Gelegenheit zum Heucheln wird nie ausgelassen. Schon gar nicht in Österreich, schon gar nicht im Spritzensport, pardon, Spitzensport.

Jeder, der halbwegs unfallfrei des Sprechens mächtig ist, äußerte in den vergangenen Stunden Empörung über Johannes Dürr, also den des Dopings überführten Langläufer. Dürr ist jetzt der ideale Sündenbock, vielleicht ist er auch am Hypo-Skandal schuld, an der Burgtheater-Buchführung oder am schlechten Wetter, wer weiß?

Dürr ist zugute zu halten, dass er sofort gestanden und der Öffentlichkeit die üblichen weinerlichen Ausreden von Dopingsündern ("Jemand muss mir was in den Frühstückskakao geschüttet haben") erspart hat. Dürr steht für ein System, das gnadenlos Leistung verlangt. Im Spitzensport wird Doping zum Teil systematisch betrieben, zum Teil billigend ignoriert. Natürlich gibt es viele saubere, ehrliche Sportler. Aber glauben wir ernsthaft, Dürr – der im übrigen auch als Dopender mehrere Kontrollen überstanden hat – sei derzeit der einzige Athlet, der gedopt hat?

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