Stimmen im Untergrund

Wenn Menschen Stimmen hören, wird es problematisch.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Wenn Menschen Stimmen hören, wird es problematisch.

von Birgit Braunrath

über die Wiener Linien

Besonders dann, wenn sie vier Jahrzehnte lang dieselbe Stimme hören und dann plötzlich eine andere. So wie bei den Wiener Linien. Denn dort meldet sich seit Dezember eine Frau zu Wort.

Und wie reagiert das Gewohnheitstier Mensch auf das 1,5 Millionen teure neue „Klangbild“? Mit Protest, wie sonst? „Die Stimme ist viel zu leise“, wird lautstark moniert. „Zu laut“, sagen andere Unzufriedene. Außerdem herrsche ein neuer „Kommando-Ton“ in Wiens Untergrund, weil es jetzt heißt: „Steigen Sie nicht mehr ein!“ statt des – kabarettreifen – „Zurückbleiben, bitte.“ (Offensichtlich kann man dem Wiener jeden Unsinn zumuten, wenn man nur „Bitte“ sagt.) Kurz: Man will die alte Männerstimme wieder hören.

In Londons U-Bahn erklingt schon seit 1999 eine Frauenstimme. Ihr Kommando „Mind the Gap!“ wurde legendär und ist auf T-Shirts und Ansichtskarten zu lesen. Unser „Achten Sie auf den Spalt!“ hat da deutlich weniger Starpotenzial. Egal, ob es Mann oder Frau sagt.

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